Kafka-Brief verkauft, verschollener Kauffmann-Brief aufgetaucht

Franz Kafka
Das Deutsche Literaturarchiv erwarb einen Brief Franz Kafkas an Max Brod. Außerdem: Ein Autograph der Vorarlberger Malerin Angelika Kauffmann kann endlich wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Das Deutsche Literaturarchiv hat einen handschriftlichen Brief des Schriftstellers Franz Kafka aus den späten Jahren seiner Krankheit erworben. Das Schreiben stammt nach Angaben des Marbacher Hauses von Freitag aus dem Privatbesitz des Sammlers und Kunsthändlers Heiner Bastian. Er habe den Brief auf einer Auktion erstanden, dem Archiv als Dauerleihgabe übergeben und jetzt zu einem ermäßigten Preis überlassen, teilte das Literaturarchiv mit.

Kafka (1883–1924) gehört zu den weltweit bekanntesten deutschsprachigen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. In Marbach gehört sein Werk zu den Sammelschwerpunkten.

"Das Schloss" und Kafkas "Einsamkeit"

In dem Brief berichtet Kafka seinem engsten Freund Max Brod im September 1922 auf acht Seiten über seine Arbeit am Roman "Das Schloss" und über seine Lebenssituation, über Angst und Einsamkeit. Unter anderem heißt es darin: "Im Grunde ist doch die Einsamkeit mein einziges Ziel, meine größte Lockung, meine Möglichkeit und, vorausgesetzt, daß man überhaupt davon reden kann, daß ich mein Leben 'eingerichtet' habe, so doch immer im Hinblick darauf, daß sich die Einsamkeit darin wohlfühle."

Das Literaturarchiv in Marbach am Neckar wächst nach Angaben seiner Direktorin Sandra Richter Jahr für Jahr um 1.300 Regalmeter. Gesammelt werden unter anderem Nachlässe, Sammlungen, Archive, sogar Büsten und Möbel. Im Fokus stehen Literatur und Philosophie seit 1750 bis in die Gegenwart. Offiziellen Angaben zufolge ruhen in rund 44.000 Archivkästen mehr als 1.000 Nachlässe, Sammlungen von Schriftstellern oder Übersetzern, dazu Archive von Verlagen und Redaktionen.

Verschollener Kauffmann-Brief wieder aufgetaucht

Das Vorarlberger Literatur-Kompetenzzentrum "Franz-Michael-Felder-Archiv" hat einen lange verschollen geglaubten Brief der Malerin Angelika Kauffmann (1741-1807) erworben. Durch die Unterstützung eines Mäzenaten-Ehepaars konnte das 1792 an den deutschen Schriftsteller und Aufklärer Christoph Martin Wieland gerichtete Schriftstück um 9.500 Euro gekauft werden. Damit gehöre der Brief zu den teuersten Autographen von Kauffmann, er sei aber auch "von überragender Wichtigkeit".

THEMENBILD: 100 SCHILLING-BANKNOTE

Auch auf dem 100-Schilling-Schein vertreten gewesen: Malerin Angelika Kauffmann (1741-1807)

Kauffmann wandte sich am 18. November 1792 an Wieland. Sie freue sich über sein Interesse an ihren Arbeiten und könne gerne einzige Zeichnungen für seinen "Oberon" beisteuern, schrieb sie. Der Brief verdeutliche, welchen Zuspruch Kauffmann von den herausragenden Persönlichkeiten ihrer Zeit erfahren und mit welchem Selbstbewusstsein sie diesen gegenüber aufgetreten sei, hieß es.

Das Schriftstück galt seit mehr als 100 Jahren als verschollen, es war lediglich eine Abschrift bekannt, die um 1900 gemacht wurde. Nun sei der Originalbrief wieder auf einem Antiquariatsmarkt aufgetaucht. Zu Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sich der Brief in der Autographensammlung des Grafen Victor von Wimpffen befunden, ehe die Sammlung kurz nach 1900 verkauft und versteigert wurde. Danach verlor sich die Spur des Kauffmann-Briefs. Er werde nun wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

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