Jugend
„Ich wünsche mir, dass wir alle unsere Sehnsüchte in der Musik miteinander teilen“, so Rachlin, der das Festival seit 2021 programmiert und auch heuer wieder selbst als Geiger und Dirigent zu erleben sein wird. Los geht es mit einer Art Prélude (9. 9.) in Form von Joseph Haydns Oper „Acide“ in der Regie von Carolin Pienkos und Cornelius Obonya, Heinz Ferlesch leitet das Ensemble Barucco mit jungen Sängerinnen und Sängern. „Es ist mir ganz wichtig, in Eisenstadt auch den Nachwuchs zu präsentieren“, sagt Rachlin. Und: „Die Tradition der szenischen Oper wollen wir beibehalten.“
Am 13. September wird Rachlin als Violinist und Dirigent mit dem Chamber Orchestra of Europe die offizielle Eröffnung bestreiten. Auf dem Programm stehen Werke von Prokofjew, Glinka und Tschaikowsky. Stichwort Chamber Orchestra of Europe: Dies hätte bei einem weiteren Konzert von John Eliot Gardiner dirigiert werden sollen. Nach der berühmt-berüchtigten „Watschenaffäre“ – Gardiner ohrfeigte während einer Tournee einen Sänger und sagte daraufhin nach einer offiziellen Entschuldigung alle Termine für 2023 ab – musste ein neuer Maestro gefunden werden.
Hollywood
Sein Name: Maxim Emelyanychev. Doch hätte Rachlin keine Lust gehabt, das Dirigat zu übernehmen? „Nein. Das sollen ja keine Julian-Rachlin-Festspiele werden.“ Und lachend: „Ich bin ohnehin schon oft genug auf der Bühne im Einsatz.“ Etwa bei einem Projekt namens „Lisztomania“, das am 21. September nach John Malkovich wieder einen Hollywoodstar nach Eisenstadt bringen wird: George Hamilton. Der inzwischen 84-Jährige wird diverse Texte rezitieren. Julian Rachlin, Sarah McElravy, Maximilian Kromer, das Orchester der Wiener Volksoper und Dirigent Omer Meir Wellber werden an diesem von Sergei Dreznin entwickelten Abend für die passende Musik sorgen.
Rachlin: „George Hamilton hat einen engen Bezug zur Musik. Sein Vater war ein Schüler des berühmten belgischen Komponisten und Geigers Eugène Ysaÿe und hat seinem Sohn diese Liebe zur Musik quasi vererbt. Hamilton kannte auch Eisenstadt und das Festival – also ein purer Glücksfall.“
Gemüse
Als „Glücksfälle“ bezeichnet Rachlin auch alle anderen Gäste wie die Geigerin Vilde Frang, den Pianisten Kirill Gerstein, das Janoska Ensemble, das Orchestra Filarmonica della Scala oder Angelika Kirchschlager und Alfred Dorfer. Rachlin: „Ich bin ja leidenschaftlicher Hobbykoch und ging am Wiener Naschmarkt Gemüse einkaufen. An einem Stand war da Alfred Dorfer. Nicht als Konsument, sondern als Verkäufer. Wir kamen ins Gespräch, und Dorfer meinte: ,Darf ein Kabarettist denn kein Gemüse verkaufen?’ Da habe ich sofort gefragt, ob er nicht nach Eisenstadt kommen will. Gemeinsam mit Angelika Kirschlager und Pianist Julius Drake wird er den ,Tod eines Pudels’ ergründen.“
Und was steht bei Rachlin nach „Herbstgold“ auf dem Programm? „Ich kehre zu den Orchestern, die ich leiten darf, zurück.“ Soll heißen: Zum Jerusalem Symphony Orchestra und dem Kristiansand Symphony Orchestra. Rachlin: „Das Verhältnis zwischen Taktstock und Violine liegt inzwischen bei 70 zu 30 Prozent. Ich hoffe, nach meinem letztjährigen Debüt an der Volksoper auch wieder in Wien dirigieren zu dürfen.“
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