Jubel für Muti am Salzburger Großkampftag

Seit vielen Jahren pflegt Riccardo Muti, der neapolitanische Stardirigent, Ferragosto, also den 15. August, in Salzburg statt in seiner Heimat zu verbringen – Musikliebhaber aus aller Welt können froh darüber sein.
Auch heuer feierte er diesen Tag am Pult der Wiener Philharmoniker, mit zwei Werken österreichischer Komponisten, die in Salzburg besonders gewürdigt werden: Franz Schubert, dessen Oper "Fierrabras" szenisch leider völlig danebenging, sowie Anton Bruckner, dessen sämtliche Symphonien heuer bei den Festspielen gespielt werden und schon für die eine oder andere Sternstunde sorgten.
Auch nach dem von Muti geleiteten Konzert jubelte das Publikum begeistert. Die Kombination zweier Werke, die lange Zeit nicht zu den Kernstücken ihrer Schöpfer zählten, Schuberts Vierter und Bruckners Sechster, erwies sich als ideal. Muti lotete mit dem glänzend disponierten, enorm präzisen Orchester alle Raffinessen der Symphonien aus und sorgte für exemplarische Klangerlebnisse.
Bei Schuberts Vierter stand der Drang zur Schönheit noch eine Spur zu sehr im Vordergrund, bei Bruckner führte Mutis klangästhetischer Anspruch gemeinsam mit dem höchst komplexen kompositorischen Kosmos zu einem phänomenalen Ergebnis. Die fabelhaften Holz- und Blechbläser sowie sämtliche Streicher wurden kollektiv gefeiert.
Das Konzert sollte auch an den 25. Todestag Herbert von Karajans erinnert und war auch diesbezüglich würdevoll. Karajan war es, der Muti im Jahr 1971 erstmals nach Salzburg geholt hatte.
Drei Stunden nach dem Konzert begann im Großen Festspielhaus übrigens schon die vom ORF übertragene "Trovatore"-Aufführung. Und weitere vier Stunden danach nebenan im Haus für Mozart "Don Giovanni". Ferragosto – ein künstlerischer Großkampftag.
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