"Joy" ist österreichischer Kandidat für den Auslandsoscar

Mariam Precious Sansui (li.) als Precious und Joy Alphonsus als Titelheldin "Joy".
Österreich schickt "Joy", den Film von Sudabeh Mortezai, ins Rennen um den Auslands-Oscar 2020.

Die aus Vertretern der Filmwirtschaft und der Filmschaffenden bestehende Jury hat einstimmig entschieden, "Joy" von Sudabeh Mortezai ins Rennen um den nächsten Auslands-Oscar zu entsenden.

Die in Deutschland geborene, im Iran aufgewachsene und seit ihrem 12. Lebensjahr in Wien lebende österreichische Regisseurin hat sich in ihrem  zweiten Spielfilm mit der Situation nigerianischer Sexarbeiterinnen in Wien auseinandergesetzt und zeigt dabei ein perfides System von Hoffnung und Ausbeutung. Bei den Filmfestspielen in Venedig wurde der Film sowohl mit dem erstmals an eine herausragende Filmemacherin vergebenen Hearst Prize als auch mit dem Label Europa Cinemas ausgezeichnet. Es folgten Hauptpreise bei den Festivals von London, Chicago und Marrakesch.

Die nominierten Filme, die Anfang Februar ins Oscar-Finale gehen, werden am 13. Jänner 2020 bekannt gegeben. Die 92. Oscar-Gala wird am 9. Februar 2020 in Los Angeles über die Bühne gehen. Zweimal ging in jüngerer Vergangenheit der Auslands-Oscar nach Österreich: Stefan Ruzowitzky gewann 2008 mit "Die Fälscher", Michael Haneke 2013 mit "Amour - Liebe".

Die offizielle Begründung der Jury im Wortlaut:

Sudabeh Mortezai hat sich in ihrem zweiten Spielfilm "Joy" mit der Situation nigerianischer Sexarbeiterinnen in Wien auseinandergesetzt, die sich auf dem schmalen Grat zwischen immenser Schuldenlast und prekärem Aufenthaltsstatus (meist vergeblich) bemühen, sich einen Weg in die Unabhängigkeit zu bahnen. Die Filmemacherin besticht in "Joy" durch ihr untrügliches Gespür für die richtige Distanz auf eine Realität, die allzu leicht in Voyeurismus kippen könnte und vor allem durch ihren respektvollen Umgang mit den nigerianischen Laiendarstellerinnen, die die fatale Lage dieser Frauen hautnah spürbar machen. "Joy" führt ein perfides System von Gewinnern und Verlierern vor Augen, das auf beiden Seiten in weiblicher Hand liegt und es nicht nur schwer macht, eine klare Position zwischen Opfern und Tätern einzunehmen, sondern auch zeigt, wie ein gnadenloses System der Ausbeutung Solidarität und Moral zum Luxus macht, den sich keine der Frauen leisten kann.

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