Josefstadt: Am Ende geht immer ein Schiff unter

Gibt es im Kapitalismus auch Gutes, oder geht am Ende immer ein Schiff unter?
Große Frage wollte Regisseur David Bösch beim zweiten Teil seiner Ibsen-Trilogie im Theater in der Josefstadt stellen. Wie moralisch können sich Menschen verhalten, die das Geld vor Augen haben? Sind die „Stützen der Gesellschaft“ immer brüchig? Und wie geht man mit den emotionalen Altlasten der Vergangenheit um?
Ibsens „Die Stützen der Gesellschaft“ ist das erste seiner großen Gesellschaftsdramen. Entstanden zwischen 1875 und 1877 zeichnet es das Bild einer norwegischen Kleinstadt, in der ein Industrieller große Geschäfte machen will, ehe ihn die Vergangenheit einholt.
In Stücke
Karsten Bernick ist ein erfolgreicher Unternehmer, er leitet eine Schiffswerft, geprägt wurde er von einem Vater – dessen Büste steht im Bühnenvordergrund, ehe sie in Stücke geschlagen wird.
Bei Ibsen will Bernick eine neue Eisenbahnlinie bauen, in der Fassung von David Bösch plant er die „Social City“, eine moderne Siedlung, ganz auf die Bedürfnisse des Klimawandel-Zeitalters zugeschnitten. Und er ist „all in“ gegangen, hat also alles, was er besitzt, auf das Projekt gesetzt. Das ausgerechnet jetzt die Geister der Vergangenheit auftauchen, kommt ihm gar nicht recht.
Warum so fad?
David Bösch hat seine Inszenierung auf die Figuren abgestellt, leider kommt dabei die Geschichte zu kurz. Im Büro-Bühnenbild von Patrick Bannwart läuft die ein wenig unübersichtliche Geschichte ohne Rhythmuswechsel und ohne große Momente ab. Manchmal ertappt man sich dabei, wie man denkt: Eh alles gut und wichtig, aber warum ist das so fad?
Raphael von Bargen, ein großartiger Schauspieler, gibt wirklich alles, um diesen Karsten Bernick mit Leben zu erfüllen. Silvia Meisterle, Paula Nocker, Michaela Klamminger, Oliver Rosskopf, Maria Köstlinger, Jakob Eisenwenger und Michael König stehen ihm wacker zur Seite.
André Pohl berührt als Vorarbeiter der Werft, der gezwungen wird, einen kaputten Kahn seetüchtig zu machen.
Viel Applaus.
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