José González: Entschleunigung in Ottakring

Als José González seine Finger über die Saiten seiner Akustik-Gitarre gleiten lässt, kehrt in der ausverkauften Ottakringer Brauerei Ruhe ein. Weiter hinten wird zwar noch heftig geschwätzt, der "blöde Freund" der Freundin ausgerichtet, aber auch dieses Geplappere wird im Laufe des Abends noch verstummen. Denn der schwedische Singer-Songwriter mit argentinischen Wurzeln steht mit seinen dunklen, wuscheligen Haaren beharrlich wie ein Leuchtturm am Rande des Ozeans und trotzt der Smalltalk-Brandung, der Hektik des Alltags.
"All of this will be gone someday", singt er immer und immer wieder zu Beginn des Abends in "Afterglow", einem Song seines gerade erschienenen dritten Albums "Vestiges & Claws“, auf das die Fans sieben Jahre warten mussten. In der Zwischenzeit war Gonzáles aber nicht untätig, hat zwei Alben mit seiner Band Junip aufgenommen und Ben Stiller für dessen Film "The Secret Life Of Walter Mitty" mit Musik versorgt.
Die Gelassenheit in seinen Liedern ist ansteckend, obwohl die Band anfangs alles andere als überzeugend agiert. Erst nach dem dreiteiligen Solopart von González, der mit der Coverversion von "Heartbeats" (The Knife) seinen Höhepunkt erreicht, spielt sich die Band in einen Rausch. Fast mantraartig beschwört man die Entschleunigung. Das Gitarrenspiel wird dabei mal ruhig, mal treibend angelegt - dazu wird Bossa Nova eingestreut.
Zu den rücksichtsvollen Percussionelementen wird sanft geklatscht, gerasselt und mehrstimmig gesungen – ein Männerchor mit guten Absichten. Live driftet die Band um José González gerne ein bisschen ab, deutet in der Neuinterpretation der Arthur-Russel-Nummer "This Is How We Walk On The Moon" einen Clubbesuch an, beschränkt sich zum Schluss bei "Leaf Off / The Cave" aber doch auf die Couch. Die Gänsehaut ist eine gute.
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