Ja und nein. Denn wer die „K.A.M.P.F-L.O.L.I.T.A.“ gesehen hat, wird in „Barrier Reef“ nicht wirklich viel Neues finden. Abermals arbeitet sich Meese an seinen Leitthemen ab. An Deutschland, Österreich („Schließt euch an!“), an Hitler, dem Nationalsozialismus, dem Kommunismus, der Französischen Revolution, an seinen Lieblingsfilmen und an seiner Mutter.
Diese eröffnet auch den pausenlosen dreistündigen Abend, indem sie via Video-Wall umständlich den Inhalt von Vladimir Nabokovs Roman „Lolita“ erzählt. Das gab es bei der Vorgänger-Arbeit auch schon. Ebenso wie die Chiffren oder besser vielleicht Leitmotive, die Meese danach verwendet. Abermals laufen auf zwei Bildschirmen die Filme „Der Fan“ mit Désirée Nosbusch, und Sean Connery darf in „Zardoz“ am anderem Schirm durch das Universum fliegen. Das kennt man bereits.
Ebenso wie die Badewanne, in der einer (Marat?) gemeuchelt wird, oder den Karren, der mit Parsifal, Richard Wagner und Ludwig II. das „Gesamtkunstwerk Deutschland mit Vorzeichen“ aufs Tableau bringt. Dazu hält Meese per Mikrofon seine Reden. Etwa: „In Hollywood nisten die Kommunisten.“ Oder: „Jede Partei ist kommunistisch.“ Und – dies via Leuchtband: „Die Politik soll abdanken!“ oder auch „Kunstterror = Terrorkunst.“
Meese, in Uniform und mit einer Kalaschnikow in der Hand, dirigiert so sein spielwütiges (auf Tafeln steht: „Achtung! Kinder spielen“) Ensemble. Da will er etwa aus einem „Volksschauspieler“ (stark: Bernhard Schütz) einen Hollywoodstar machen. Denn wozu gibt es eigentlich die „Meuterei auf der Bounty?“ Als Marianne darf die wunderbare Lilith Stangenberg die Französische Revolution personifizieren; und Uwe Schmieder sowie Maximilian Brauer sind in diversen Rollen im Einsatz. Die Songs stammen von ABBA oder Rammstein; das Horst-Wessel-Lied wird auch gesungen. Dafür fallen im Vergleich zum Vorgänger kein einziges Mal die Worte „Heil Hitler!“ Der ist aber schon allen aufgrund der Hakenkreuz-Binden an diversen Kostümen präsent.
Und er wird noch präsenter. Ganz am Schluss. Wenn Meeses betagte Mutter Brigitte (das hat etwas von Sozialporno) auf die Bühne gezerrt wird. Erst ein Stuhl, danach ein Schaukelpferd und letztlich Meeses Aufforderung an die Mama: „Tanz mit dem Führer!“ Sie macht es.
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