Abschied vom "süßen Mädl": Schauspielerin Johanna Matz verstorben

Die österreichische Kammerschauspielerin Johanna Matz ist am Ostermontag im Alter von 92 Jahren im Kreise ihrer Familie verstorben.
Das gab das Burgtheater, wo Matz von 1950 bis 1993 Ensemblemitglied war, am Mittwochabend bekannt.
"Das Haus trauert um Johanna Matz, die dem Burgtheater über viele Jahre eng verbunden war. In über 40 Jahren als Ensemblemitglied stand sie mehr als dreihundertneunzig Mal auf der Bühne" würdigte Direktor Stefan Bachmann die Schauspielerin.
Von Marischka bis Handke
Matz war stets eine Frühstarterin in ihrer Karriere. Gleich nach dem Reinhardtseminar wurde sie mit 18 Jahren 1950 ans Burgtheater engagiert. 1967 wurde sie dann als jüngste Darstellerin zur Kammerschauspielerin ernannt, 2002 bekam sie das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse verliehen. Das war dann die Krönung einer langen Theaterlaufbahn.
In deren Zuge wirkte Matz sowohl in literarischen Klassikern von Shakespeare, Schnitzler oder Tschechow mit, als auch in Aufführungen zeitgenössischer Autoren wie Peter Handke und Thomas Bernhard. Nachdem sich Matz Ende der 70er-Jahre aus dem Schauspielgewerbe zurückgezogen und mit Lesungen in ganz Europa vermehrt der Literatur gewidmet hatte, kehrte sie 1993 in „Geliebter Lügner“ von Jerome Kilty noch einmal zum Abschied auf die Bühne zurück.
Image des "frechen Wiener Mädels"
Ungeachtet dieser Bühnenmeriten verdankt Matz ihre Popularität jedoch vor allem dem späteren „Sissy“-Regisseur Ernst Marischka, der sie 1951 in „Zwei in einem Auto“ erstmals als freches „Wiener Mädel“ auftreten ließ. Die Mitwirkung in Filmen wie „Die Försterchristel“, „Hannerl“ und „Das Dreimäderlhaus“ mit Oskar Werner, Franz Antels "Der Kongress tanzt" wurden allesamt große Publikumserfolge und führten schließlich dazu, dass der Darstellerin dieses Image lebenslang haften blieb.
In den 60er-Jahren distanzierte sich Matz von diesem Bild mit Rollen in klassischen Stücken der Weltliteratur auf der Bühne und im Fernsehen, darunter Schnitzlers „Anatol“, Lessings „Minna von Barnhelm“, oder Goethes „Stella“. Später kamen auch Aufführungen zeitgenössischer Autoren wie Peter Handke und Thomas Bernhard dazu.
Erfolg mit Horvath im TV
1953 wurde sie von dem Regisseur Otto Preminger sogar nach Hollywood geholt, wo sie in der deutschen Fassung von "The Moon is Blue" (Die Jungfrau auf dem Dach") spielte. Ihren größten Fernseherfolg sollte die Schauspielerin 1961 in Erich Neubergs Inszenierung der „Geschichten aus dem Wiener Wald“ haben, wo sie erneut als „Wiener Mädel“ neben Helmut Qualtinger und Hans Moser auftrat. 2004 war Matz dann nochmals in einer Folge des „Schlosshotel Orth“ zu erleben.
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