Johann Strauss, ein Hundenarr ohne Hose: ÖNB zeigt Neuentdeckung

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Eine bisher unbekannte Zeichnung des Komponisten ist Herzstück einer neuen Präsentation im Prunksaal.

Der berühmte Komponist und Kapellmeister muss verzweifelt gewesen sein: Als weinende Jammergestalt ohne Hose stellte er sich im Sommer 1882 selbst dar. „Ach wenn sie mich jetzt sähe? Wie leicht wär’s da, von einer Conkurrenz besiegt zu werden!“, schrieb er in den Zeilen darüber.

Mit der „Conkurrenz“ meinte Johann Strauss allerdings nicht die Musiker, mit denen er sich permanent im Wettstreit sah: Strauss fürchtete einen Konkurrenten, der ihm seine zweite Frau Angelika, genannt „Lili“, ausspannen könnte.

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Die hübsche Sängerin, die der Komponist 1878 geheiratet hatte, dürfte Strauss in jenem Sommer mitgeteilt haben, ihn verlassen zu wollen: Zwar sind aus einer ausufernden Korrespondenz nur Johann Strauss’ Briefe und nicht jene Angelikas erhalten, doch die Beziehungskrise wird auch so offensichtlich.

Eine Jammergestalt

Strauss versuchte in den Briefen, die damals auf Kur weilende Noch-Ehefrau Angelika umzustimmen, drohte gar mit Selbstmord, um dann wieder süßlich von der Sehnsucht der Hunde zu schreiben, die die Heimkehr ihres Frauerls erwarten würden. 

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Unbekannt blieb bisher aber das Blatt mit der Selbstkarikatur, das der enttäuschte Ehemann einem Brief beilegte: In den Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) entdeckt, ist es nun das Herzstück einer Sonderpräsentation im Prunksaal, die bis 11. 1. einige weniger bekannte Strauss-Facetten darlegt. Zu sehen ist u. a. auch eine Dirigierpartitur, die nachvollziehbar macht, wie der Komponist sich für Aufführungen vorbereitete.

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Während ein großer Teil des Strauss-Nachlasses in der Wienbibliothek bewahrt wird, baut die ÖNB auf punktuelle Erwerbungen sowie auf das Archiv der Hofoper und des Theaters an der Wien auf, in dem viele Strauss-Werke ihre Uraufführung erfuhren.

Tatsächlich entpuppte sich Franz Steiner, damals Direktor des Theaters an der Wien, als die gefürchtete „Conkurrenz“: Mit ihm hatte Angelika wohl schon länger eine Affäre gehabt. Nach der Rückkehr von der Kur trennte sie sich von Strauss, zog zu Steiner und begleitete ihn später nach Berlin. Die Verbindung hielt aber nicht lange. Angelika starb 1919 verarmt in Bad Tatzmannsdorf.  

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