"Es lebe das Burgtheater"

Das Burgtheater in Wien unter blauem Himmel, mit einem Schild „Ende“ im Vordergrund.
Schauspielstars über die Lage, die Sorgen und die Zukunft nach dem Eklat.

Die Direktionszeit von Matthias Hartmann am Wiener Burgtheater ist Geschichte, die Aufarbeitung der Entlassungen, Malversationen und Finanztricks beschäftigt nun auch Staatsanwalt und Gerichte. Am Mittwoch wird bekannt gegeben, wer das Haus zumindest interimistisch aus der schwierigen Lage und Finanznot führen soll. Was aber wünschen sich die wichtigsten Stimmen des Hauses, die Künstler? Der KURIER fragte nach.

Michael Heltau, Doyen des Burgtheaters

Ein älterer Mann mit Brille schaut in die Kamera.
Frühstück am Sonntag mit Michael Heltau
"Ich kann nicht sagen, was das Burgtheater sein muss. Diese schönen Worte sind doch nur unnötige Einschränkungen. Ausreden.

Was braucht das Burgtheater in der Leitungsposition?

Einen Mann, eine Frau, die wirklich gebildet sind. Die eine Stadt, ein Theater nicht als Touristen kennenlernen. Die die Geschichte eines Hauses nicht bestenfalls aus Theatertratsch und Anekdoten kennen. Die für das, was sie in dem Haus machen, nicht nur künstlerisch, sondern auch wirtschaftlich die volle Verantwortung übernehmen wollen. Sich nicht auf andere ausreden. Einen Mann, eine Frau, die von Künstlern als Gesprächspartner gesucht und respektiert werden, selbst wenn ihre Ideen abgelehnt werden. Keinen Regisseur, keine Regisseurin, mit dem Köder der Zusatzgage.

Bei allen Angeboten, eine Theaterdirektion zu übernehmen, die ich hatte, habe ich meinen jeweiligen Gesprächspartnern immer gesagt: ,Aber dann kann ich nicht mehr auftreten!‘ Das war auch der Verzicht auf die Zusatzgage. Damit war die Unterhaltung bald zu Ende. Mein idealer Direktor, meine ideale Direktorin, will nicht im Scheinwerferlicht stehen.

Das Burgtheater ist laut Statut österreichisches Nationaltheater. Das heißt natürlich heute europäisches Nationaltheater. Auf keinen Fall ist es das höchstdotierte deutsche Stadttheater.

Das Namedropping auf dem Intendantenkarussell darf nicht Anfang und Ende der Überlegungen sein. Es hat ausgedient. Das National Theatre in England, die Comédie Française in Frankreich, das Burgtheater in Wien standen immer auf dem Präsentierteller. Ohne Tellerrand."

Roland Koch, Ensemblesprecher

"Die Zukunft ist ungewiss , die Gegenwart unsicher, die Vergangenheit verwirrend. Machen wie was daraus! Es lebe das Burgtheater!"

Peter Simonischek

Ein Mann mittleren Alters gestikuliert mit der Hand.
"Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass man einen Nachfolger für den Kapitän eines leckgeschlagenen Tankers sucht, der mit dem Loch weiterfahren soll. Die Politik muss helfen, den Kahn wieder flott zu kriegen, sodass er auf absehbare Zeit wieder ,Volle Fahrt‘ aufnehmen kann und nicht in küstennahem Gewässer herumdümpelt ehe er endgültig strandet.

Was wir brauchen, ist vor allem ein künstlerischer Aufschwung ... der ist nicht ausschließlich vom Geld abhängig, sondern von den Künstlern, die man in einen Arbeitszusammenhang bringt und dafür braucht es ... eine glückliche Hand!"

Michael Maertens

Ein Mann mit einem dunkelblauen Pullover mit einem roten Herz-Logo gestikuliert.
Unterwegs mit Michael Maertens, Schauspieler, im Naturhistorischen Museum Wien am 11.10.2013.
"Ein Ensemble besteht aus vielen Individuen, und jeder hat seine eigene Meinung zu diesen furchtbaren Ereignissen. Von Spaltung kann aber überhaupt keine Rede sein. Wir stehen alle jeden Abend gemeinsam auf der Bühne, und spielen vor diesem wunderbaren Publikum sehr kollegial und sehr freundschaftlich unsere Vorstellungen."

Christiane von Poelnitz

Eine Frau mit Brille hält eine Rede und einen Preis.
APA15434954 - 04112013 - WIEN - ÖSTERREICH: Christiane von Poelnitz, Preisträgerin in der Kategorie "Beste Schauspielerin", am Montag, 04. November 2013, anl. der Verleihung des Wiener Theaterpreises "NESTROY 2013" in Wien. APA-FOTO: HERBERT NEUBAUER
"Im Moment bin ich sicher nicht die Einzige, die sich wünscht, dass man im Burgtheater nicht über das Burgtheater diskutieren muss, sondern, dass das wieder im Vordergrund steht, was wir auf der Bühne können:

Theaterspielen, mit unseren künstlerischen Möglichkeiten und mit unseren Zuschauern über den Zustand der Welt nachdenken. Ich möchte nicht das Gefühl haben, die Besucher schauen uns zu und überlegen die ganze Zeit, was das alles gekostet hat.

Das Theater muss sich immer seiner politischen und gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sein. Der finanzielle Skandal hinter den Kulissen muss seriös und umfassend aufgeklärt werden. Und das hoffentlich schnell!"

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