Jetzt geht es um Games: Warum der nächste Streik in Hollywood relevant ist

Games sind eine der wichtigsten Popkulturen - inzwischen für die ganze Familie, wie der große Erfolg von "Super Mario Bros" (zweitlukrativster Film des Jahres) zeigte.
Streikbeschluss gegen die Game-Industrie trifft eine Riesenbranche.

Die Popkultur war einmal der frische Wind, der durch eine verstaubte Branche fuhr. Längst aber ist das Bild, das wir von ihr haben, träge geworden. Die Popkultur heute ist nämlich, wenn man sie mit neutralem Blick ansieht, ganz anders, als man denkt. Das zeigt sich wieder bei den Streiks in Hollywood.

Mehr lesen: Hollywood: Wer nicht mehr, wer noch und wer wohl bald streikt

Dass die großen Studios seit Monaten stillstehen, ist groß in den Nachrichten. Dass die Drehbuchautoren in der Nacht zum Mittwoch ihren Streik beendet haben, ebenso: Mit Film und Fernsehen trifft der Streik schließlich einen der größten und lukrativsten Teile der Populärkultur. Einen, der Abend für Abend auch die Wohnzimmer beherrscht. Wenn keine Kino-Blockbuster oder Streamingserien mehr entstehen, droht mittelfristig ein Neuigkeitenvakuum – um 20.15 Uhr und im Streaming.

Mehr lesen: Schauspieler-Streik: Gewerkschaft und Studios wollen verhandeln

Im Vergleich auffallend trocken und technisch wurde ebenfalls am Mittwoch ein weiterer Schauspielerstreik angekündigt: Nun haben in Hollywood auch Synchronsprecher und sogenannte Motion-Capture-Darsteller für Videospiele für einen Streik gestimmt, hieß es. Das scheint von der Wichtigkeit her ungefähr auf einer Stufe mit Stuntmen und der deutschen Stimme von „Alf“, entsprechend versank die Nachricht in mancher Kurzmeldung.

Größer als Hollywood

Dabei ist genau das Gegenteil der Fall: Wenn die Schauspieler nun auch die Games-Industrie bestreiken, trifft der Arbeitskampf eine Kulturbranche, die von den Einnahmen her längst größer ist als Hollywood und das gesamte weltweite Musikbusiness – zusammen.

Bei den großen Gamesproduktionen sind längst Budgets von mehreren Hundert Millionen Dollar im Spiel. Und die Rolle der Schauspielerinnen und Schauspieler ist entscheidend: Das Stimmschauspiel ist einer der einprägsamsten Faktoren von Games, mit denen Spieler oft 60, 70 oder mehr Stunden verbringen, also die Zeit von 30 Hollywoodfilmen.

Wie bestimmend diese Popkulturform für die Gegenwart ist, wird gern immer an Problemerzählungen verdeutlicht. Eine davon ist, dass sich in den USA und in China – also den beiden größten Wirtschaften der Welt – ein nennenswerter Anteil junger Menschen aus dem Ausbildungs- und Erwerbsleben ausklinkt, um Games zu spielen (siehe auch Seite 9). China reagierte darauf mit empfindlichen Einschränkungen der Zeit, die mit Online-Games verbracht werden darf. Man kann es auch positiver sagen: Games sind längst ein Massenphänomen für die ganze Familie, wie der Erfolg des „Super Mario“-Films heuer zeigte. Dementsprechend wichtig ist der Streik.

Kommentare