Jens Harzer zum Iffland-Ring: "Natürlich ist man nicht ,der Würdigste'"

Jens Harzer ist der neue Iffland-Ring-Träger
Der Schauspieler zum "Spiegel": Dass der Ring nun bei ihm gelandet ist, ist "ein Angelwurf in die Gegenwart".

„Natürlich ist man nicht 'der Würdigste', die Formulierung ist ja absurd.“ Das sagt der neue Iffland-Ring-Träger Jens Harzer in einem Interview mit dem deutschen Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. „'Bedeutendster', 'würdigster', 'Bühnenkünstler', das sind ja alles Begriffe, die spätestens in meiner Generation zweifelhaft sind.“

In dem Gespräch in der neuen „Spiegel“-Ausgabe erinnert sich der 47-jährige Schauspieler, der von Bruno Ganz als sein Nachfolger bestimmt wurde, an die gemeinsame Probenarbeit 1996 in Botho Strauß'Ithaka“ in München, als Bruno Ganz den Odysseus und Jens Harzer dessen Sohn Telemach spielten. „Er war auf eine besondere Art sehr verschlossen“, so Harzer. „Als Jugendlicher war er für mich ein Idol gewesen, vor allem durch seine Filme.“ Allerdings habe Ganz während der Proben in München „einen Alkoholrückfall“ gehabt. „Das war nicht einfach.“ In ihrem Verhältnis über die Jahre gab es „eine liebevolle Distanz, das wird mir fehlen“.

„Was mich zu Bruno Ganz hingezogen hat: Er war letztlich ja ein Träumer. Davon gibt es nicht viele. Das hat auch etwas mit mir zu tun, ja“, sagt der Schauspieler, der mit seinen eigenen Film- und Fernseharbeiten hadert: „Wenn ich mich in 'Babylon Berlin' sehe, denke ich mir: Warum hat mir keiner gesagt, dass ich es schaffen muss, ein bisschen gelassener zu spielen? Warum hilft mir keiner? Ich müsste wohl öfter und intensiver drehen, damit ich handwerklich sicherer werde. So fühle ich mich oft nicht gut dabei.“


Denkt schon über eigene Nachfolge nach

Zu der Tradition des Iffland-Rings sagt Harzer in dem Interview: „Ganz hat den Ring von Josef Meinrad bekommen, den kenne ich nur als Zauberer Zwackelmann aus dem 'Räuber Hotzenplotz'. Meinrad hat den Ring leicht in die Moderne geschickt, indem er ihn an Bruno Ganz weitergab. Dass er jetzt bei mir gelandet ist, ist noch mal ein Angelwurf in die Gegenwart.“ Nun muss er innerhalb der kommenden Wochen selbst einen Nachfolger bestimmen. „Nach dem, was ich gehört habe, darf man inzwischen auch über eine Frau nachdenken. Aber ich habe mich bisher nicht mit den Statuten beschäftigt. Das ist noch viel zu früh, ich muss ja erst mal begreifen, dass ich es jetzt bin.“ Einer darf sich schon mal Hoffnungen machen: „Einer meiner liebsten Theaterschauspieler ist Martin Wuttke“, sagt Harzer. „Weil der, bei aller Verausgabung und Erschöpfung, den Auspuff immer mitspielt.“

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