Jelinek-Schwerpunkt: Gemischtes Doppel am Netz – mit Netzwerk

„Strahlende Verfolger“: Die Gruppe Gintersdorfer/Klaßen verwandelt die Bühne in einen Tennisplatz. Das Netz ist aus Metallseiten gespannt, die bei Berührung verstärkt klingen.
Von Susanne Zobl
Seit 2014 bringen Harald Posch und Ali M. Abdullah im Meidlinger Werk X genuin Kunst in die Außenbezirke. Warum ihr Vertrag nicht verlängert wurde, bleibt ein Rätsel. Zum Finale ihrer Direktion zeigen sie vier Stücke der Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek in vier verschiedenen Produktionen auf Katarina Daschners Bühne, ein gigantischer Stiegenaufbau, der im Hintergrund von links und rechts aufeinander zugeht. In der Mitte prangt ein in Zacken ausgeschnittenes Portal.
Der erste Abend geriet zum veritablen Kontrastprogramm. „Aber sicher!“, eine Fortsetzung von Jelineks „Kontrakte des Kaufmanns“, fasziniert in der Regie von Miloš Lolić und einem exzellenten Ensemble. Birgit Stöger, Sebastian Klein, Nicola Schößler und Christoph Rothenbucher lassen den Text in deutlicher Sprache perlen, spielen sich mit Leichtigkeit durch die Jelinek’schen Kalauer, wechseln dazu ständig die Kleider, um möglichst viele, in Pandemiezeiten systemrelevante Berufsgruppen darzustellen.
Witz und Charme
Am Ende spannen sie mit überdimensionalen Nadeln und einem roten Seil ihr Netzwerk. Fulminant! Danach „Strahlende Verfolger“: Die deutsch-französisch-ivorische Gruppe Gintersdorfer/Klaßen verwandelt die Bühne in einen Tennisplatz. Das Netz ist aus Metallseiten gespannt, die bei Berührung verstärkt klingen.
Annick Prisca Agbadou, Franck Edmond Yao, Hauke Heumann und der Musiker Hans Unstern spielen Tennis, unterhalten sich dabei auf Französisch und Deutsch über Jelineks Text, von dem Teile aus dem Off erklingen. Das hat Witz, Charme, wird bejubelt und lädt, wie die Inszenierung von Lolić, zur Fortsetzung ein (am 4. Mai hat „Das Licht im Kasten Premiere“).
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