Der neue James-Bond-Regisseur: Geschüttelt oder gerührt, aber sicher ohne Humor

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Der Franko-Kanadier Denis Villeneuve hat mit den „Dune“-Verfilmungen viel Geld gescheffelt. Nun soll er den nächsten Bond-Film drehen. Lustig wird das nicht.

Das Rätselkarussell, welcher Schauspieler als nächster James Bond am Martiniglas nippt, wird sich noch länger drehen. Aber zumindest eines ist jetzt gewiss: Der Regisseur, der die nächste James-Bond-Verfilmung verantwortet, heißt Denis Villeneuve.

Der 57-jährige Franko-Kanadier wird in Hollywood als heiß begehrter Starregisseur gehandelt – nicht nur, weil er bereits vier Mal für einen Oscar nominiert wurde: Seine Verfilmungen des Wüstenepos „Dune“ spülten unglaublich hohe Geldsummen in die Kinokassen. Und hier folgt auch schon die schlechte Nachricht: Denis Villeneuve ist ein viel beschäftigter Mann. Bevor er sich dem britischen Geheimagenten 007 zuwenden kann, muss er erst noch den dritten Teil seiner „Dune“-Reihe vollenden: „Dune: Part Three“ ist für Dezember 2026 in den Kinos angekündigt. Anders gesagt: Mit dem Erscheinen des 26. James-Bond-Films ist realistischerweise erst irgendwann im Jahr 2028 zu rechnen.

Als die Amazon-MGM-Studios, die neuen Inhaber des Bond-Franchise, erstmals die Wahl ihres Regisseurs bekannt gaben, outete sich Denis Villeneuve umgehend als Langzeit-Bond-Fan, der von Kindesbeinen an mit seinem Vater den Abenteuern von 007 folgte – „seit ,Dr. No‘ mit Sean Connery“. Für ihn sei James Bond „heiliges Land“.

Bildschön

Wer die Filme von Denis Villeneuve kennt, ist sich dem Ernst der Lage bewusst. Nicht nur mit „Dune“, auch mit exquisiten Sci-Fi-Filmen wie „Arrival“ und „Blade Runner 2049“, dem Drogen-Krimi „Sicario“ und dem dunklen Psychothriller „Prisoners“ hat sich Villeneuve einen Namen gemacht und genießt ähnlichen Auteur-Status wie sein Kollege Christopher Nolan. Seine Arbeiten sind bildgewaltig, episch und von Pathos getragen. Insofern kann man fix davon ausgehen, dass die Neuauflage von James Bond ein visuell atemberaubender Augenschmaus wird.

Grimmige Aussichten

Allerdings: Humor ist nicht die Stärke von Denis Villeneuve, Ironie schon gar nicht. Das könnte ein echtes Problem werden, denn ursprünglich waren die Abenteuer des britischen Geheimagenten als coole Mischung aus Action und Komödie angelegt, eine Tugend, die zuletzt mit dem düsteren Daniel Craig in Vergessenheit geriet. Auch von Villeneuve darf man sich eher keinen gewitzten James Bond erwarten, der leichtfüßig oder gar selbstironisch durch seine Missionen tänzelt. Stattdessen sind die Aussichten tendenziell grimmig.

Gespannt darf man auch darauf warten, wie sich Villeneuve mit seinem Recht auf „Final Cut“ tut. Er ist es gewöhnt, seinen Filmen den finalen Schliff zu geben – ein Privileg, das sich noch kein Bond-Regisseur herausarbeiten konnte. Im Gegenteil: Bislang haben die Produzenten bei jeder kreativen Entscheidung mitgeredet – und das wird sich wohl auch bei Amazon nicht ändern.

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