Italien im Kultur-Lockdown: Scala kämpft um Saisonstart

Teatro alla Scala reopens in Milan
Das Mailänder Opernhaus ist zusätzlich zum italienischen "Mini-Lockdown" derzeit mit einem Coronavirus-Infektionsherd konfrontiert.

Die Scala, die wie alle Theater in Italien seit Montag wegen eines "Mini-Lockdowns" geschlossen ist, kämpft um ihre Premiere am 7. Dezember, ein Highlight der Mailänder Kulturszene. Zur Saisoneröffnung am Tag des Heiligen Ambrosius, des Schutzpatrons Mailands, plant die Scala die Aufführung von Gaetano Donizettis Oper "Lucia di Lammermoor" unter dem Dirigat von Musikdirektor Riccardo Chailly mit den Starsängern Juan Diego Florez und Lisette Oropesa in den Hauptrollen.

Premiere ohne Zuschauer?

Die Proben hätten gestern (Dienstag) beginnen sollen, wegen der Theaterschließung mussten sie jedoch abgesagt werden. Intendant Dominique Meyer drängt darauf, trotz des Lockdowns im Kulturbereich nicht auf die Premiere zu verzichten. In der Not soll die Premiere per Fernsehen und ohne Zuschauer im Saal übertragen werden, lautet das Vorhaben des Intendanten, wie die Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera (Mittwochausgabe) berichtete.

Angesichts der Ungewissheit um die Entwicklung der Epidemie in Italien und in Europa hatte die Scala bereits geplante Vorstellungen der Saison von Dezember 2020 bis März 2021 abgesagt. Das Opernhaus ist derzeit mit einem Coronavirus-Infektionsherd konfrontiert. 21 Mitarbeiter des Theaters wurden positiv auf Covid-19 getestet. Ein Chormitglied wurde ins Spital eingeliefert.

Die Regierung von Premier Giuseppe Conte hatte am Sonntag angesichts stark zunehmender Infektionszahlen weitere restriktive Maßnahmen vorgestellt. Seit Montag müssen Bars und Restaurants ab 18.00 Uhr schließen. Maximal vier Personen dürfen an einem Tisch in Lokalen sitzen. Take-Away Dienste sind weiterhin vorgesehen. Kinos, Theater, Spielhallen, Clubs, öffentliche Sportstätten und Schwimmbäder werden ganz dichtgemacht. Gegen die restriktiven Maßnahmen sind in ganz Italien zum Teil gewaltsame Proteste ausgebrochen.

Opernhäuser schließen sich zusammen

Die Opernhäuser, die seit Anfang dieser Woche wegen eines "Mini-Lockdowns" in Italien geschlossen sind, reagieren auf den Stillstand. So richten zwölf Opernhäuser, Mitglieder des Verbands der italienischen Opernstiftungen (ANFOLS), eine Plattform ein, die exklusive Live-Konzerte und Aufführungen per Streaming anbieten. Künstler und Musiker werden live auftreten.

"Trotz allem offen" lautet das Motto des Verbands, der auf neue Technologien zurückgreift, um die Opernhäuser weiterleben zu lassen und den Kontakt zu den Zuschauern nicht zu verlieren. Konzerte in Streaming würden keineswegs Live-Aufführungen ersetzen können, seien jedoch wichtig, um Theater trotz allem offen zu halten.

 "Wir werden auf alle verfügbaren Mittel zurückgreifen, damit die Opernhäuser weiterarbeiten können. Wir wollen die Beziehung zu unserem Publikum aufrechterhalten und die Beschäftigung unserer Künstler und Mitarbeiter verteidigen", berichtete Francesco Giambrone, Präsident von ANFOLS.

"Sichere Orte"

Der Verband der Opernstiftungen kritisierte die von der italienischen Regierung am Sonntag beschlossene Schließung von Kinos, Theatern, Opernhäusern und Konzerthallen als Maßnahme zur Eingrenzung der Coronavirus-Epidemie und äußerte die Hoffnung, dass dieser Beschluss überdacht werde. "Wir haben in den vergangenen Monaten bewiesen, dass Theater sichere Orte sind, in denen die Schutzvorkehrungen streng eingehalten werden, um die Gesundheit der Zuschauer und des Theaterpersonals zu garantieren", schrieb Giambrone.

Der Verband bat die Regierung um Stützungsmaßnahmen. Opernhäuser hätten vom Staat 2020 weniger Finanzierungen als 2019 erhalten. Sie seien nicht in der Lage, Budgetpläne für 2021 zu entwerfen. "Eine derart kritische Lage hatte sich bisher noch nie ereignet", erklärte der Verband.

Digitale Infrastruktur

Wichtig seien in der jetzigen Lage vor allem starke Investitionen in digitale Infrastrukturen. "Opernhäuser sind Kulturzentren, die Bürger in diesen schwierigen Monaten unterstützen und ihnen Trost spenden. Sie sind für eine Gemeinschaft notwendig. Wir wollen, dass das Licht der Hoffnung in dieser schwierigen Zeit weiterhin leuchtet", so Giambroni.

Die Regierung von Premier Giuseppe Conte hatte am Sonntag weitere restriktive Maßnahmen vorgestellt, die am Montag in Kraft getreten sind. Seit Montag müssen Bars und Restaurants ab 18.00 Uhr schließen. Maximal vier Personen dürfen an einem Tisch in Lokalen sitzen. Take-Away Dienste sind weiterhin vorgesehen. Kinos, Theater, Spielhallen, Clubs, öffentliche Sportstätten und Schwimmbäder werden ganz dichtgemacht. Gegen die restriktiven Maßnahmen sind in ganz Italien zum Teil gewaltsame Proteste ausgebrochen.

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