Das muss man Ioan Holender, dem ehemaligen Staatsoperndirektor, lassen: Er ist ein schlauer Fuchs. Auch mit 86. Ihm gelang, was so gut wie keinem professionellen Journalisten gelingt: Heidi Goëss-Horten zu interviewen. Fürs Fernsehen, also für seine Sendung „kulTOUR“ auf ServusTV (heute, Donnerstag, um 23:30 Uhr).
Holender kennt Heidi Goëss-Horten natürlich schon seit Jahrzehnten. Schließlich residieren beide am Ufer des Wörthersees: er bescheiden in einer Eigentumswohnung, sie in einer völlig überladenen Villa. Aber es dürfte für Holender auch nicht ganz einfach gewesen sein, mit seinem Kamerateam in den Salon von Heidi Goëss-Horten eindringen zu dürfen.
Untertänig, mit einem schelmischen Klang in der Stimme, nennt er die Milliardenerbin, in dritter Ehe mit Karl „Kari“ Anton Goëss verheiratet, immerzu „Gräfin“. Und man fragt sich während des inhaltsleeren Gesprächs, was Holender alles nicht fragen durfte. Oder was nicht freigegeben wurde. Oder was sich Holender in vorauseilendem Gehorsam gar nicht erst zu fragen getraut hat.
Das Vermögen von Helmut Horten ist daher kein Thema. Es fällt auch kein Wort über dessen „Arisierungen“. Holender will von der geborenen Jelinek, deren Vater ein Graveur gewesen war, auch nichts über die Ehe mit einem 32 Jahre älteren Mann wissen. Man könnte sagen: eine vergebene Chance.
Zudem quasselt Holender. Das tut er meistens, dieses Mal aber aus der Not heraus. Denn Heidi Goëss-Horten, die am 13. Februar 81 Jahre alt wird, sagt nicht viel. Den Erfolg der Sammlungspräsentation 2018 im Leopold Museum hätte sie nicht erwartet: „Ich war im siebten Himmel.“ Und dass im späten Frühjahr in Nachbarschaft zu Staatsoper und Albertina ihr Heidi-Horten-Museum eröffnet wird, gibt ihr schon etwas: „Ich freu mich riesig und bin sehr stolz.“
Und doch gelingt es Holender nebenbei, tief in die Seele einer scheuen Frau blicken zu lassen, die einsam gegenständliche Bilder malt: Blumenstillleben, Kompositionen mit Papageien oder ein Porträt von ihrem Mops – „leider tot“.
Einige dieser Bilder werden im Heidi-Horten-Museum ausgestellt werden – zusammen mit Abendkleidern aus den 70er-Jahren, als die Kunstsammlerin und Tiernärrin eine strahlende Schönheit war. Damit „die Leut‘“, wie Horten sagt, „a bissl mehr von mir wissen. Denn ich bin ja so zurückgezogen.“
Und dann verwendet die blondierte, faltenlose Frau mit der lichtblauen Brille ein sonderbares, ein bezeichnendes Wort: Die Abendkleider würde man, sagt Heidi Goëss-Horten, für die Präsentation „aufpuppen“. So wie einst sie es machen durfte? Nach den nur wenigen Minuten des Gesprächs gibt es eine irgendwie erleichternde Erkenntnis: Mit der „Gräfin“ will man trotz unermesslichen Reichtums keinesfalls tauschen.
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