sagt der 82-jährige Regisseur im KURIER-Gespräch: „Ich habe Philippa gefragt: War es okay?’ Und sie meinte: ,Ja.‘ Damit war das Gespräch auch schon wieder zu Ende.“
Stephen Frears, Regisseur von Filmklassikern wie „Mein wunderbarer Waschsalon“, „Gefährliche Liebschaften“ und „Philomena“, ist kein Mann der großen Worte. Er fasst seine Antworten kurz und knapp, hält mit seiner Meinung aber nicht hinter dem Berg: „Boris Johnson hat unser Land um vieles ärmer gemacht und sollte sich schämen. Leider weiß er nicht, was Schamgefühl ist.“
In „The Lost King“ erzählt Frears die wahre Geschichte der britischen Hobby-Historikerin Philippa Langley. Sie war es, die 2012 die Gebeine von Richard III., Englands meist gehassten König, ausgrub – unter einem öffentlichen Parkplatz im mittelenglischen Leicester.
William Shakespeare hatte in seinem Königsdrama „Richard III.“ (1593) das faszinierende Bild eines buckligen Bösewichts verewigt, der seine beiden Neffen heimtückisch ermorden ließ. Im Stück beschreibt sich Richard selbst als „so lahm und ungeziemend, dass Hunde bellen, hink’ ich wo vorbei.“
Doch Philippa Langley, in „The Lost King“ innig gespielt von Sally Hawkins, zweifelt an der Darstellung von Shakespeares Widerling. Sie ist davon überzeugt, dass Richard das Opfer der Propaganda der Tudors wurde, die nach seinem Tod schaurige Geschichten über ihn verbreiteten, um ihre Herrschaft zu sichern: „Ich selbst habe das Shakespeare-Stück natürlich gelesen und geglaubt. Nun muss ich feststellen, dass alles nur Propaganda war“, dröhnt Stephen Frears fröhlich: „Shakespeare wollte mit seinem Stück dem Hause Tudor und König Heinrich VII. schmeicheln. In Wirklichkeit jedoch war Heinrich der wahre Thronräuber und nicht Richard.“
Frears hat sichtlich seine Freude daran, am englischen Nationalheiligtum William Shakespeare zu rütteln: „Wenn du aus England stammst, wirst du von klein auf mit Shakespeare vollgestopft. Ich kann ,Hamlet‘ nicht mehr sehen. Insofern finde ich es sehr unterhaltsam festzustellen, dass auch der gute Shakespeare seine Schwachstellen hatte.“
Trotzdem ist es verblüffend, dass es bis 2012 dauerte, ehe die royalen Gebeine gefunden werden konnten: „Es kursierten viele Information rund um Richards letzte Grabstätte, aber Philippa war die erste, die die Puzzlesteine richtig zusammengesetzt hat. Sie war einfach clever.“
Arrogante Elite
Tatsächlich erzählt Frears in „The Lost King“, dass Sally Hawkins als Philippa Langley einen langen Kampf mit den Behörden ausfechten muss, ehe man ihr Bewilligung und finanzielle Unterstützung für die Ausgrabung gewährt. Besonders der Vertreter der Universität von Leicester verhält sich ihr gegenüber herablassend – weil sie keine studierte Archäologin und zudem „nur“ eine Frau ist. Als sich dann aber Langleys „Bauchgefühl“ und der Knochenfund als richtig erweisen, will sich die Universität den Fund flugs aufs eigene Banner heften.
Frears ist ganz besonders stolz darauf, dass er mit seinem Film der Außenseiterhistorikerin zu ihrem gerechten Ruhm verholfen hat: „Es ist immer gut, wenn man gegen eine etablierte Elite ankämpft. Und noch besser ist es, wenn sie daraufhin zurückrudern müssen – was leider nicht sehr oft vorkommt.“
Das neue Filmprojekt von Stephen Frears heißt übrigens „Billy Wilder & Me“, und die Rolle des emigrierten, österreichischen Hollywoodregisseur hat er mit Christoph Waltz besetzt.
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