Der Burgschauspieler trägt sein Haar lang und den Bart voll. Sein Look würde auch zur Räuberrolle passen, ist aber den laufenden Dreharbeiten für die dritte Staffel der Krimiserie „Der Pass“ geschuldet. Und passt zu seiner Rolle in dem Stück „Dämonen“, das am Burgtheater große Premiere feierte: „Ich kann es gar nicht erwarten, Haare und Bart loszuwerden“, seufzt Ofczarek und rauft sich die Mähne: „Ich möchte endlich wieder gepflegt aussehen.“
Dezidiert ungepflegt sieht er in seiner Rolle als Räuber Hotzenplotz aus. Mit struppigem Bart, zotteligem Haar und braunen Pferdezähnen überfällt er eine alte Dame – Kasperls und Seppels Großmutter – und entwendet ihr eine klingende Kaffeemühle.
Das gefärbte Gebiss ist natürlich nicht echt, ebenso wenig die dicken Räuberhände und Riesenfüße: „Die Hände bestanden aus riesigen Silikonhandschuhen, die nach meinen Händen gegossen worden sind“, erzählt der Schauspieler: „Das alles hat für die Körperlichkeit der Rolle geholfen.“
Vor genau sechzig Jahren erschien die berühmte Kasperl-Geschichte von Otfried Preußler, in der ein gerissener Räuber namens Hotzenplotz Kasperls Großmutter bestiehlt. Das Buch wurde umgehend zum Bestseller und schlug in unzählige Kinderzimmer ein. Auch in das von Nicholas Ofczarek, wiewohl dort „Der Räuber Hotzenplotz“ nicht ganz so „großes Thema“ wurde, nachdem dessen irische Mutter dem Sohn vor allem angelsächsische Literatur in deutscher Übersetzung vorlas. Auch Ofczareks eigene Tochter ließ sich vom Vater lieber erfundene Geschichten von einem „verrückten Hasen, der mit seinem Raumschiff durchs Weltall fliegt“, erzählen.
Die andauernde Begeisterung für den „Räuber Hotzenplotz“ kann der Schauspieler aber trotzdem sehr gut nachvollziehen: „Es ist die Einfachheit. In unserer heutigen Zeit ist alles zu schnell. Und der ,Hotzenplotz‘-Stoff ist langsamer, aber trotzdem spannend.“
Überhaupt habe man bei der Neuverfilmung von „Der Räuber Hotzenplotz“ bewusst vermieden, zu viele Spezialeffekte zu verwenden: Die Unke und das Krokodil beispielsweise wurden nicht im Computer generiert, sondern mechanisch hergestellt: „Das war sehr wichtig: Dass man analoge Superhelden zeigt. Kasperl und Seppel sind keine digitalen Superhelden. Das nimmt Tempo heraus und schützt vor Überreizung. Wir haben den Film schon ein paar Mal gezeigt, und die Kinder im Publikum blieben bis zum Schluss dran: Weil sie nicht überfordert wurden. Ich bin sehr happy mit dem Film.“
Mit der Darstellung des Hotzenplotz reiht sich Nicholas Ofczarek in eine illustre Runde gewichtiger Schauspieler ein. Vor ihm haben bereits Gert Fröbe, Peter Kern und Armin Rohde zur Pfefferpistole gegriffen: „Ich habe mich gefragt: Was ist das für ein Mensch, der raubt und nichts mit seinem Diebesgut macht als es in seiner Höhle zu horten? Er lebt am Rande der Zivilisation und hat keine Partner, also ist er wahrscheinlich relativ einsam. Für mich ist der Hotzenplotz überhaupt nicht bösartig, sondern ein Mensch mit einem großen Herzen.“
Ob sich Nicholas Ofczarek eine Fortsetzung als Hotzenplotz vorstellen könnte?
„Ich hätte nichts dagegen. Ich mag den sehr, den Hotzenplotz. Das ist ein Freund von mir.“
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