Zombies tauchen bei Petzold, einem der renommiertesten Regisseure des deutschen Gegenwartskinos, keine auf. Zwei junge Männer namens Felix und Leon – der eine angehender Kunststudent, der andere Jungschriftsteller – , wollen an der deutschen Ostseeküste Arbeitsurlaub machen. Schon auf dem Weg dorthin bricht das Auto zusammen und der Wald gibt bedrohliche Geräusche von sich. Endlich am Ziel angekommen, werden sie von einer Mitbewohnerin namens Nadja überrascht, die sich ohne ihr Wissen ebenfalls im Ferienhaus einquartiert hat.
„Es ist eine Frage der Moral, wo man bei der Ankunft von Felix und Leon die Kamera hinstellt: Innerhalb oder außerhalb des Hauses?“, überlegt Petzold „Wir haben die Kamera innerhalb platziert, denn das Haus und sein komplexes Innenleben warten bereits auf die beiden.“
Der Traum jedes Urlaubsreisenden sei es, an einen unberührten Ort zu gelangen, weiß der Regisseur: „Der einsame Strand – das verspricht uns jede Urlaubswerbung.“
Felix und Leon hingegen platzen mitten in einen Saustall hinein: Auf dem Wohnzimmertisch stehen Geschirr und halb leere Weingläser, im Hintergrund brummt eine Waschmaschine. Felix nimmt den Überraschungsgast locker, während Leon aus seiner schlechten Laune keinen Hehl macht.
Muffig und grantig
Thomas Schubert, einst von Karl Markovics für sein Regiedebüt „Atmen“ (2011) entdeckt, spielt den schreibgehemmten Leon mit dem überzeugenden Grant des geborenen Wieners. Der netten Nadja (Paula Beer) begegnet er vollendet unwirsch, auf Felix’ Frage, ob er mit Schwimmen komme, entgegnet er mit seinem oft wiederholten Mantra „Nein, ich muss arbeiten“.
Leon ist der Typ muffiger Einzelgänger, der mit seinem vorgeschobenen Arbeitsethos versucht, anderen die Laune zu verderben: „In seiner Person steckt sehr viel von mir selbst drin“, verkündet Petzold freimütig und setzt zu einer Anekdote an, in der er mit seinen Regiekollegen Volker Schlöndorff und Romuald Karmakar 2003 ein Festival in Madrid besuchte. Karmakar hatte den Film „196 bpm“ über DJ Hell gedreht und lud Schlöndorff und Petzold zur Techno-Party ein. Die begann allerdings erst um drei Uhr in der Früh: „Ich war total müde“, erinnert sich Petzold: „Aber anstatt das zuzugeben, sagte ich: ,Ich muss arbeiten.’ Ich wollte ihnen ein schlechtes Gewissen machen.“
Das habe etwas mit dem männlichen Selbstverständnis als Künstler zu tun, weiß Petzold: „Jeder kennt diesen Typus, der auf der Party am Rande steht und zuschaut, während die anderen tanzen. Beim Schreiben hat mich die Figur des Leon richtig aggressiv gemacht, weil ich mich über mich selbst ärgerte. Deswegen brauchte mein Film auch Humor. Leon ist sympathisch, weil er ein Idiot ist. Er weiß auch, dass er ein Idiot ist, aber er kann aus seiner Haut nicht heraus.“
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