Inge Morath: Bilder – so melancholisch, intim und bezaubernd

Ein frühes Bild von Inge Morath. Aufgenommen in Navalcan, 1955.
Zum 100. Geburtstag wird die berühmteste Fotografin Österreichs mit Ausstellungen gewürdigt. Was Moraths Bilder auszeichnet, weiß Kurt Kaindl, ein Wegbegleiter der 2002 verstorbenen Künstlerin.

Sie war nicht  nur die erste Fotografin der legendären und lange Zeit  männlich dominierten Fotoagentur „Magnum“, sondern auch die wohl berühmteste Österreichs: Inge Morath. Ihren 100. Geburtstag würde die 1923 in Graz geborene und 2002 in New York verstorbene Fotografin  am 27. Mai begehen. Gefeiert wird sie aber jetzt schon mit drei Ausstellungen (siehe Kasten unten). Anlässlich des Jubiläums hat der KURIER Kurt Kaindl getroffen. Der Mitbegründer der Galerie Fotohof in Salzburg war ein langjähriger Wegbegleiter und  ist Kenner von Inge Moraths Arbeiten.

KURIER: Wann haben Sie Inge Morath zum ersten Mal persönlich kennenglernt?

Kurt Kaindl: Das war im Jahr 1981. Zu diesem Zeitpunkt habe ich gerade die Galerie Fotohof in Salzburg gegründet. Die Inge war damals schon eine wichtige Vertreterin der österreichischen Fotografie und langjähriges Mitglied der einflussreichen Fotoagentur Magnum. Sie hat von Anfang an großes Interesse an unserer Arbeit als Galerie gezeigt und schon bald darauf haben wir auch einige Arbeiten von ihr in einer Ausstellung gezeigt. Intensiviert hat sich der Kontakt 1991, wo Inge eine von vier internationalen Künstlerinnen war, die in Salzburg im Rahmen einer Residency fotografierten. Es war einerseits eine gute persönliche Beziehung, andererseits auch eine Kooperation: Wir wurden zur neuen Heimat für ihre Bilder. Denn Inge hat sich bei Magnum künstlerisch nicht mehr in ihrer kompletten Bandbreite aufgehoben gefühlt. Sie hatte sich schon länger der künstlerischen Fotografie gewidmet. Und Magnum war damals noch nur eine Agentur, die von ihren Fotografen erwartet hat, dass sie an den Brennpunkten der Welt agieren. Inge hat aber nie irgendeinen Krieg oder Konflikt fotografieren wollen. Sie war immer nur von Kulturräumen fasziniert. Als Sie dann die erste Preisträgerin des 1991 neu ins Leben gerufenen Staatspreis für Fotografie wurde, haben wir mit ihr gemeinsam eine große monografische Ausstellung gemacht. Die Zusammenarbeit hat bis zu ihrem Tod 2002 gedauert.

Wie oft waren Sie bei Inge Morath in den USA?

Wir haben zusammen einige Bücher gemacht. Da man sich damals noch nicht so einfach via Internet Layouts über den Atlantik schicken konnte, musste man sich physisch treffen. Ich bin dann mit meiner Frau immer für ein paar Tage zu ihrem Haus nach Roxbury im US-Bundestaat Connecticut gefahren, um für das Buch, die Ausstellung, die besten Bilder einer Serie auszusuchen sowie das Layout des Bildbandes zu konzipieren. Dieser Prozess hat in der Regel eine Woche gedauert. Wir haben dann im Hause Morath-Miller gewohnt. In der Zeit so zwischen 1990 und 2000 waren wir sicherlich zwei Mal pro Jahr bei ihr in den USA.

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