Drei Frauen im Mittelpunkt
Dabei verwendete er Ausschnitte aus einem Roman der nicaraguanischen Autorin Rosario Aguilar und stellt drei Frauen in den Mittelpunkt, wodurch der Geschichte der spanischen Eroberung Mittelamerikas ein aktueller Bezug gegeben wird: Die „Indianerkönigin“ ist hier die Tochter eines Maya-Häuptlings, die einen Conquistador ausspionieren sollte, sich aber in ihn verliebt und ihm Kinder schenkt. Sie muss aber schließlich erkennen, dass ihre Hoffnung, er würde sich zugunsten der Liebe von Eroberungswut abkehren, vergeblich war.
Dieser recht ausufernde Text wird zudem von der Sprecherin Amira Casar teils überzogen vorgetragen. Da die Original-Partitur nur 50 Minuten Dauer aufweist, ergänzten Sellars und der Dirigent Teodor Currentzis diese mit Liedern, Arien und sakralen Chören von Purcell, sodass die Aufführung ohne Pause 3 Stunden dauerte. Auch hier hätte eine Straffung gutgetan.
Die Musik von Purcell hat hingegen nichts an Power und Emotionalität verloren und wird vom meist stehenden Utopia Orchester unter Currentzis mit großer Stilsicherheit und Vitalität sowie wieder unter extremer Ausreizung der Dynamik aufgeführt, von kaum hörbaren Passagen bis zu wilden Ausbrüchen.
Exquisit ist auch das Sängerensemble, das mehr als nur andeutungsweise agiert: Mit der hochemotionalen Jeanine De Bique in der Titelrolle (Teculihuatzin / Doña Luisa) an der Spitze. Beeindruckend auch die feinsinnige Rachel Redmond (Doña Isabel), der lyrische Tenor des Julian Prégardien (Don Pedrarias Dávila) , der kernige Bariton des Jarrett Ott (Don Pedro de Alvarado), der mächtige Bass von Andrey Nemzer (Ixbalanqué).
Auch exzellent: Dennis Orellana und Nicholas Newton in kleineren Rollen. Der Utopia Chor, teilweise mitten im Orchester, singt reich schattiert und homogen. Nach Momenten der Ergriffenheit: Stehende Ovationen.
- Helmut Christian Mayer
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