"In C" bei ImPulsTanz: Ein Kaleidoskop des Tanzes

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Das Stück der gefeierten deutschen Choreografin Sasha Waltz mit ihrer Compagnie Guests im Burgtheater.

von Silvia Kargl

Mit „In C“ ist erstmals ein Stück der gefeierten deutschen Choreografin Sasha Waltz mit ihrer Compagnie Guests bei ImPulsTanz zu sehen. Ein Stück voll Energie, das den 13 Tänzerinnen und Tänzern im Burgtheater über eine gute Stunde hinweg große Kondition und Konzentration abverlangt. Ein Schauvergnügen, in dem zu Live-Musik von The Young Gods ein buntes, strukturiertes Chaos auf der Bühne entsteht. Jede und jeder tanzt hier gleichberechtigt, für Waltz ist „das Individuum Teil einer Gruppe“.
Die Choreografie ist während der Einschränkungen in der Covid-Zeit 2021 entstanden.

„In C“ von Terry Riley gibt die Struktur vor. Die 1964 entstandene Komposition des kürzlich 90 Jahre alt gewordenen Musikers gilt als eines der ersten Stücke im Genre Minimal Music, basierend auf dominanten Rhythmen und Mustern. Ideal also als Vorgabe für Waltz, die während der gesperrten Bühnen ihrer Compagnie 53 Sequenzen per Video nach Hause lieferte.

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Wie Bausteine reihen sich musikalisch und choreografisch diverse Variationen aneinander, öffnen viele Freiräume zur Improvisation. Das Chaos, aus dem die Tänzerinnen und Tänzer wie aus einem Schattenriss aus der Stille in die Bewegung tauchen, ist tatsächlich variabel. Musik und Tanz bilden eigene Ebenen, choreografische Sequenzen stellen auch Kontrapunkte zur Musik dar. Trotzdem bleiben sie einander verbunden. Farbprojektionen im Hintergrund bilden eine attraktive Klammer. 

Das Tanzvokabular erinnert unter anderem an Twyla Tharp, basiert auf Modern Dance. Immer mehr kommen jedoch eigene Elemente wie Gesten, puppenhafte Bewegungen und akzentuierte Arm-und Handbewegungen von Waltz dazu.

So ist ein buntes Tanzmosaik entstanden, das auch geometrische Muster in immer wechselnden Formationen vom Solo über Duo bis zu großen Ensembleszenen entstehen lässt. Wie Räder greifen die Tänzerinnen und Tänzer ineinander. Sie stampfen, springen, laufen, fügen sich in den schweißtreibenden Sequenzen zu einer bewegten Maschine in einer Endlos-Schleife zusammen. Die Bühne wirkt dabei so voll, als wären doppelt so viele Tänzerinnen und Tänzer da. Am Ende dieses Bewegungsrausches stehen sie in schweißgetränkten Kostümen da, während die mitreißende Musik von The Young Gods meditativ ausklingt. Das Publikum feierte das gelungene Debüt für Sasha Waltz bei ImPulsTanz, in dem die Vielfalt der zeitgenössischen Tanzströmungen um eine weitere sehenswerte Facette bereichert wird.

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