Igor Levit in Salzburg: Beethoven-Glück durch Hölle und Himmel

Igor Levit in Salzburg: Beethoven-Glück durch Hölle und Himmel
Der Pianist trat vor ausverkauftem großem Festspielhaus auf und brillierte einmal mehr.

Atemberaubende Klangkaskaden, Läufe von einer Rasanz, die mitreißt und sich in sublime Zartheit wendet, dann ein Crescendo, das wie ein Aufatmen anmutet. So klingt das, wenn Igor Levit heute Beethoven spielt, konkret die Sonate Nr. 21 in C-Dur, die „Waldsteinsonate“. Ausgelassen, von Spontaneität geprägt, gerät seine Interpretation bei den Salzburger Festspielen zu einem befreiten Eintauchen in pures Beethoven-Glück.

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Als Levit mit seinen Einspielungen der letzten drei Sonaten dieses Komponisten von sich reden machte, war er einer der sehr viel versprechenden jungen Pianisten.

Heute ist der 36-jährige ein Star, füllt die größten Säle wie das Große Festspielhaus in Salzburg.

Ein Film wurde über ihn gedreht, ein Buch über ihn geschrieben. Aber das Beste, Levit ist ein wahrhaftiger Musiker, was sich auch bei Franz Schuberts „Moments musicaux“, D 780, manifestiert. Bei diesen sechs Miniaturen spricht er in einem anderen Idiom, formt jede einzelne subtil, innig und lässt scheinbare Idyllen entstehen. Dann der Kontrast bei den „sieben Fantasien“, op. 116 von Johannes Brahms. Prosaisch, hoch konzentriert zeichnet er scharfe Konturen, manches mutet skizzenhaft, verstörend mit einem Hang zum Exzentrischen an. Da halten sich Virtuosität und intellektuelle Gestaltungskunst die Balance. Das ist bei Franz Liszts „Dante-Sonate“, S 161, nicht viel anders.

Ein furioser Parforceritt führt durchs Inferno, so könnten desperate, getriebene Seelen klingen, dann aber die Erlösung, die Klangfarben werden licht, der Blick öffnet sich ins Paradies. Passende Zugabe, „Nun komm, der Heiden Heiland“ von Bach/Busoni. Stehende Ovationen.

Von Susanne Zobl

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