Hugh Grant: Es war relativ einfach, Ja zu sagen. Normalerweise quäle ich mich gerne mit solchen Entscheidungen und quäle auch die Menschen, die mir großzügig Rollen anbieten. Aber hier hatte ich sofort das Gefühl, dass ich Spaß mit ihm haben könnte. Ich mag es, wenn es düster, böse, verdreht und verkorkst ist. Und dann dachte ich, ich sehe eine Möglichkeit, wie dieser Typ denkt, dass er lustig, cool und bei den jungen Leuten angesagt ist, auch wenn er es eigentlich nicht ist. Ich dachte, das könnte wirklich gut werden – auf eine genussvoll seltsame Art. Außerdem fand ich die beiden Drehbuchautoren und Regisseure, Scott (Beck, Anm.) und Bryan (Woods), sehr interessant. Ich hatte ihren Film „A Quiet Place“, den sie geschrieben haben, sehr geliebt.
Sie gelten als King des Rom-Com-Genres. In diesem Film zeigen Sie immer noch diesen Charme, aber verwandeln ihn in eine Horrorkomödie. Veränderte das die Vorbereitung auf die Rolle?
Meine Vorbereitung für Filme war immer dieselbe. Sie wurde nur mit den Jahren immer übertriebener und absurder. Ich habe immer viel gegrübelt und jedes Detail der Motivation, Gedanken, Gefühle und die Hintergrundbiografie des Charakters minutiös analysiert. Sogar in diesen romantischen Komödien, bei denen es so wirkte, als hätte ich überhaupt nicht gearbeitet und nur mich selbst gespielt. Aber meine Obsession mit Vorbereitung ist in den letzten sechs oder sieben Jahren schlimmer geworden. Die Biografie von Mr. Reed, die ich erstellt habe, ist während der vielen Vorbereitungswochen regelrecht explodiert. Sie umfasste hundert Seiten. Und dann habe ich Mörder recherchiert. Serienmörder, Sektenführer, Atheisten. Richard Dawkins. Leute dieser Art.
Warum fühlen sich Schauspieler zu solchen Charakteren hingezogen? Und warum sind Zuschauer von ihnen fasziniert und bevorzugen sie oft gegenüber den „Guten“ im Film?
Ich glaube, das zeigt, dass wir im Grunde genommen tief in uns grausame, bösartige Wesen sind, mit einer nur sehr dünnen Schicht Zivilisation drüber. Die Tatsache, dass dieser Typ so viel Freude daran hat, diese Mädchen zu verwirren, zu verunsichern und zu erschrecken, ist auf eine köstlich schreckliche Weise faszinierend. Ich hatte allerdings Theorien darüber, warum er das tun musste. Vermutlich hatte er eine unglückliche Vergangenheit mit Frauen, war nie wirklich erfolgreich bei Frauen. Und das hier ist seine Art von Rache.
Wie war es für Sie, die Rolle eines Bösewichts anzunehmen?
Es ist nicht so, als wäre ich plötzlich vom Rom-Com-Typ zu so etwas übergegangen. Ich war in einem Film seit etwa 10 Jahren nicht mehr wirklich nett – meine Charaktere waren allesamt verschiedene Formen von Freaks, Monstern, Eigenbrötlern oder sogar Mördern. Denken Sie an „The Undoing“, die Miniserie, die ich mit Nicole Kidman machte. Wenn Sie mich fragen, warum ich in den letzten acht Jahren fast ausschließlich seltsame oder böse Charaktere gespielt habe – das liegt teilweise daran, dass mir genau solche Rollen angeboten werden, jetzt, wo ich ein Gesicht wie ein verdroschener Hintern habe. Und auch daran, dass ich wirklich zu meinen Wurzeln zurückgekehrt bin. Als ich mit der Schauspielerei anfing, hätte ich auf die Frage „Was bist du? Was kannst du gut?“ geantwortet: „Eigenbrötler, würde ich sagen, und seltsame Charaktere.“ Als Kind gab ich ständig vor, jemand anderer zu sein. Die Leute sagten: „Hör auf, sei einfach du selbst!“ Und manchmal dachte ich, ich weiß gar nicht, wie das geht. Deshalb bin ich in den letzten acht Jahren viel glücklicher damit, Figuren zu erschaffen, die meiner Meinung nach völlig anders sind als ich.
Waren Sie jemals in einem Geisterhaus? Was macht Ihnen Angst?
Ja, war ich. Es war schrecklich. Das Letzte, woran ich glauben möchte, sind Geister oder eine andere Dimension, weil ich schon mit den Dimensionen, die wir haben, nicht klarkomme. In einer sehr klischeehaften Situation sah ich tatsächlich einen Geist, in einem Schloss im Norden Englands, mitten in der Nacht. Und ich war nüchtern. Am nächsten Morgen beim Frühstück sagte ich der Besitzerin des Schlosses, dass ich dort oben etwas gesehen habe. Es war ein farbiges Licht auf dem Boden, das durch mich hindurchging, den Flur entlang und durch die Wand in ein anderes Schlafzimmer verschwand. Und sie sagte: „Ich weiß, das ist schon seit Hunderten von Jahren da.“ Es hatte sogar einen Namen, die vierte Herzogin oder so. Irgendetwas Schreckliches war ihr zugestoßen. Also glaube ich an Geister, und ich habe große Angst vor ihnen. Ich habe auch große Angst vor dem Teufel. Ich glaube, ich habe „Der Exorzist“ gelesen, als ich viel zu jung war. Ich erinnere mich, dass meine Mutter es mir aus den Händen gerissen und in den Müll geworfen hat. Ich habe es wieder herausgeholt. Das hätte ich nicht tun sollen. Der Teufel verfolgt mich seitdem in meinen Träumen – etwa alle zwei Monate will er mich holen, und es ist furchtbar. Und offenbar mache ich, wenn ich meinen Teufelstraum habe, ein sehr unmännliches Geräusch. Meine Frau sagt, ich mache dann „Whoo!“
Hatten Sie jetzt endlich Spaß beim Schauspielen?
Sie wissen ja, ich hasse meinen Job. Das habe ich schon oft gesagt, weil ich so nervös und besorgt bin, dass etwas schiefgeht oder dass ich plötzlich in Panik gerate und meinen Text vergesse. Das passiert mir normalerweise ein- oder zweimal während eines Drehs, und diese ständige Angst davor legt einen Schatten über mich und, wenn ich ehrlich bin, über das ganze Set. Aber ich habe die Menschen, mit denen ich diesen Film gemacht habe, wirklich gemocht. Diese Mädchen (Sophie Thatcher und Chloe East, Anm.) sind sensationelle Schauspielerinnen, wunderbare Menschen, witzig und interessant. Meine beiden eigenartigen Regisseure mochte ich auch sehr. Und die Crew in Vancouver war außergewöhnlich. Sie waren so hilfreich. Ich meine, ich war noch nie an einem Filmset, wo am Ende des Tages einer der großen, einschüchternden Grip-Jungs zu mir kommt und sagt: „Das war großartig.“ Sie waren alle so ermutigend, dass ich fast sagen kann, ich hatte tatsächlich ein bisschen Spaß.
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