Ihm schwebt dank der Stanislawski-Methode die totale Inszenierung vor. Das Ensemble groovt sich im Halbkreis mit Atemübungen für die NLP-artige Botschaft ein: Wir sind eine Familie. Und jeder hat andauernd in seiner Rolle zu sein. Aber um richtig brillieren zu können, muss man zuerst einmal gebrochen werden. Stefan Lasko als Lasko Vogelsang bringt daher den Schleimer Ulrik Flaan – Emanuel Fellmer beweist: „nomen est omen“ – vor allen anderen zum Flennen.
Auch im Ensemble fliegen die Hackln tief. Der alte Macbeth-Darsteller mit den Insignien der Macht (Georg Schubert fuchtelt immer mit dem Schwert) disst die junge Kollegin Sophia Salbei-Hostia (Lisa Weidenmüller). Und die dominante Diva, die sich eigentlich eine Auszeit nehmen wollte, gönnt ihr nicht die Rolle der Lady: Michaela Kaspar als Andräa-Miguella Kasparov braucht dem Regisseur, der in Zivil ein Nichts wäre, nur mit dem Hinweis „Innsbruck 1997“ zu drohen.
Pschill und Dymnicki, die Gründer des winzigen Bronski & Grünberg, haben mit ihrer Milieustudie mächtig übertrieben, aber ein Körnchen Wahrheit steckt schon in „Der Sumpf des Grauens“. Mithin handelt es sich um einen plastischen Anschauungsunterricht über Hierarchieprinzipien im Theater des 20. Jahrhunderts: Der allmächtige Intendant meldet sich mit Zurechtweisungen über den Lautsprecher – und lässt den übergriffigen Regisseur weitermachen. Das Verfassen einer Petition wird zumindest angedacht ...
Halloween-Horror
Doch das Anprangern ist nicht die Motivation: Pschill und Dymnicki, mit ihrer Inszenierung von „Amadeus“ für einen Nestroy nominiert, wollen unterhalten. Sie kombinieren daher die Klausur (der Regisseur hat sein Team in Geiselhaft genommen) mit dem Halloween-Horror eines John Carpenter. Da alle Türen verschlossen sind, muss der Mörder im TAG sein – wie das Alien im Raumschiff. So fließt bis zum bitteren Ende nach mehr als zwei Stunden viel Blut. Spannung jedoch kommt keine auf.
Und zu lachen gibt es auch nicht viel: Der Running Gag über die Freude an nussigen Schwedenbomben nutzt sich bald ab. Pschill und Dymnicki wollten mit ihrem Gag-Bombardement viel zu viel. So bleibt als Höhepunkt die fulminante Performance von Ida Golda als Handpuppen-Hexentrio.
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