"Homo Faber - The Origin" bei ImPulsTanz: Aus Werkzeugen werden Waffen

von Silvia Kargl
Mit dem koreanischen Choreografen und Regisseur Kyoung Shin Kim und seiner Compagnie Unplugged Bodies treten im Volkstheater nach Sasha Waltz weitere Debütanten bei ImPulsTanz auf. Diese Erweiterung von international bedeutenden Compagnien bringt frischen Wind in die künstlerisch umso vielseitiger ausgerichtete Performanceschiene von ImPulsTanz. „Homo Faber -The Origin“ ist die erstmals gezeigte Weiterführung des mittleren Teils von Kims „Homo-Trilogie“ mit „Homo Ludens“ und „Homo Lupiens“.

Das Stück befasst sich mit dem Menschen als Produzenten von Werkzeugen, die sein Leben erleichtern sollen. Die neun Performer tragen Overalls und Sneakers. Der Mensch wird hier vor allem als Arbeiterin und Arbeiter gesehen. Mit Präzision und angestrebter Perfektion werden Verpackungskartons geschlichtet, gefüllt und geleert. Kim zeigt daneben auch die Folgen, wenn sich der Mensch nur über seine Arbeit definiert. Kommunikation findet kaum statt, und wenn, dann in einer aggressiven Körpersprache. Wie Ninja-Kriegerinnen und Krieger stoßen Menschen zusammen, greifen unvermutet andere an.
Ein Metronom begleitet getaktete Produktionsprozesse. Dazwischen steht das „Lacrimosa“ aus Mozarts „Requiem“, was die Choreografie nicht zuletzt im Zusammenwirken mit ausgeklügelter Lichtregie ziemlich pathetisch aussehen lässt. Der Mensch muss in dieser dystopischen Welt unter einer Stimme aus dem Off vor allem funktionieren, auch wenn toxische Nebenprodukte anfallen.
Zu einem Walzer von Schostakowitsch schlagen die Performer hektisch auf Metalle ein. Wie in Nibelheim aus Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ wird geschmiedet und gehämmert. In dieser Atmosphäre geht die Produktion von Werkzeugen zu Waffen über. Die brachiale Körpersprache kulminiert in einem über die Bühne rollenden Spielzeugpanzer und roten Konfetti, die für Blutvergießen stehen mögen: starke Bilder, die drastisch wie plakativ ausfallen.
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