Tatsächlich?
Ja, stellen Sie sich das mal vor! Es lässt sich bis 1776 zurückverfolgen. Ich kann Ihnen sogar die Weinsorte sagen (zeigt auf sein Handy): Welschriesling! Das sind meine Vorfahren. Weinbauern! (lacht).
Dann sind Sie ja hier genau richtig! Aber nun zu einem etwas ernsteren Thema: In „The Whale“ spielen Sie herzzerreißend einen Englischlehrer, der knapp 300 Kilogramm wiegt und sein Unglück mit Riesenpizzen und Mayonnaise-Ladungen betäubt. Was waren Ihre ersten Gedanken, als Ihnen die Rolle angeboten wurde?
Anfänglich wusste ich über die Rolle nicht viel. Es war auch gar nicht klar, ob ich sie überhaupt bekommen würde. Ich wusste nur, dass ich unbedingt mit Darren Aronofsky arbeiten wollte. Welcher Schauspieler will das nicht? Als wir uns trafen, erzählte er mir, dass es um einen einsamen Mann namens Charlie geht, der nicht mehr lange zu leben hat und sich noch unbedingt mit seiner entfremdeten Tochter versöhnen will. Ich wollte die Rolle unbedingt haben.
Dass Ihre Figur übergewichtig war, kam als Überraschung?
Ja. Der Mann wiegt ja rund 300 Kilogramm – dementsprechend aufwendig musste das „Kostüm“ hergestellt werden. Der Maskenbildner Adrien Morot hat unglaubliche Arbeit geleistet und nur ganz wenig Digitaleffekte verwendet, um Charlies Körper absolut authentisch aussehen zu lassen – bis hin zur kleinsten Pore. Als ich mich das erste Mal so sah, war ich baff.
Was hat die Maske konkret für Ihre Arbeit bedeutet?
In der Früh saß ich vier bis fünf Stunden in einem Stuhl und ließ mir das „Kostüm“ anlegen, abends zum „Ablegen“ genügte eine Stunde. Es brauchte also viel Geduld, auch vonseiten meiner Kollegen und Kolleginnen. Während der Szenen sprang immer wieder wer dazwischen, der mir den Schweiß von der Stirn wischte und das Gesichts-Make-up wieder aufmalte.
Wie sehr hat Sie die physische Anstrengung belastet?
Mein Körper hat ganz seltsam reagiert. Abends, wenn ich die Maske abgelegt habe, hat mich eine Art Schwindel überfallen – ungefähr so, wie wenn man von einem Schiff wieder auf festen Boden tritt und ein schwankendes Gefühl empfindet. Diese Erfahrung hat mich sowohl körperlich wie emotional verändert. Ich konnte abends meinen Körper „ausziehen“, aber Menschen, die tatsächlich an schwerem Übergewicht leiden, können das ohne längerfristige Hilfe nicht. Das hat mir eine Menge Respekt eingeflößt. Ich empfinde große Empathie für Menschen, die an Adipositas leiden. Unsere Gesellschaft ist ja sehr schnell damit, sie abzuurteilen.
Sie wurden berühmt mit Filmen wie „George – Der aus dem Dschungel kam“ und galten als Sex-Symbol. Wollten Sie mit „The Whale“ auch bewusst mit Erwartungshaltungen brechen?
Auf jeden Fall. Für mich war diese Art von Film bei Weitem interessanter als etwas zu machen, was man von mir erwarten würde. Es hat mir gefallen, auf Risiko zu spielen. Ich glaube, es macht einen größeren Eindruck auf das Publikum, wenn man Entscheidungen trifft, mit denen niemand gerechnet hat.
Sie haben für „The Whale“ den Oscar erhalten ...
Das war eine schöne Belohnung. Und eine tolle Nacht (lacht).
Sind Sie auf eine Rolle wie in „The Whale“ stolzer als etwa in der Horror-Filmreihe „Die Mumie“?
Ich liebe alle meine Figuren und bin einfach nur froh, wenn ich einen Job habe, ehrlich gesagt (lacht). In welcher Rolle auch immer mich die Leute sehen wollen, macht es mich glücklich. Aber natürlich ist der Part in „The Whale“ eine Art Aufbruch für mich. Ich habe das Glück, seit 30 Jahren als Schauspieler zu arbeiten. Egal ob es mir nun gelungen ist oder nicht – ich habe mich immer darum bemüht, etwas Neues zu machen und mir dabei trotzdem treu zu bleiben.
Kommentare