Höhere Wesen, Mannerschnitten und Lastenräder im Belvedere 21

Ein Ausstellungsraum mit einem Lastenfahrrad im Vordergrund und bedruckten Vorhängen im Hintergrund.
Der britische Kunst-Schelm Jonathan Monk treibt bis 21. September sein geistreiches Spiel. Vorkenntnisse sind hilfreich

„Geht eine Mannerschnitte ins Museum….“ 

So könnte ein Witz beginnen. Aber auch eine Einführung zu der Kunstinstallation, die der in Berlin lebende Brite Jonathan Monk ins Souterrain des Belvedere 21 gepflanzt hat. 

Vieles an dieser Ausstellung ist ein Witz, was jetzt aber gar nicht abwertend gemeint sein soll: Denn das Augenzwinkern, Verfremden und ins-Fäustchen-kichernde Fallenstellen ist schlicht die Vorgehensweise dieses Künstlers. Manche werden vielleicht noch seinen „falschen Hasen“ in Erinnerung haben: Die täuschend echte Nachbildung eines solchen Tiers von Starkünstler Jeff Koons – der wiederum einen Aufblashasen in glänzendem Edelstahl nachgebildet hatte – war 2017/’18 Plakatmotiv einer Schau über „Die Kunst der Aneignung“ in der Kunsthalle Krems. 

Auch bei der Mannerschnitte stand Jeff Koons Pate: Das würfelförmige rosa Packerl ist im Belvedere 21 nämlich in einem Plexiglasschrank gebettet, der von unten durch Leuchtstoffröhren erhellt ist. In seinem Frühwerk platzierte Koons Staubsauger in solchen Schreinen, was einerseits auf die Adelung des Alltags in sogenannten „Ready Mades“ anspielte und zugleich den Warenkult der Pop Art und den Reinheitskult der Minimal Art mit Vertretern wie Dan Flavin miteinander verschmolz. 

Kunst über Kunst

Wir lernen: Kunst ist eigentlich immer „Kunst über Kunst“, man bewegt sich stets in einem vorstrukturierten Raum. Monk, geboren 1969, erkannte recht früh, dass er lieber mit den bereits existierenden Bausteinen hantieren wollte, anstatt irgendeine Art von Originalität vorzutäuschen. Einer seiner Lieblingstricks ist dabei, die akademisch abgesegneten und im Kunstdiskurs-Archiv abgehefteten Zitate wieder ein Stück weit in den Bereich des Lebens zu zerren. 

In einer Kunstgalerie steht ein Lastenfahrrad vor zwei abstrakten Gemälden und einer mit Stoff bedeckten Struktur.

Da wird etwa ein Kubus aus hochglanzpoliertem Edelstahl auf ein Lastenrad gepackt; die Aluminium-Platte, die ganz nach Art des Minimalisten Carl André am Boden postiert, wird durch den Zusatz „Me Naked in the Kitchen“ zum Selbstporträt umgedeutet: Wie man erfährt, entspricht das Gewicht der Platte genau jenem, das Monk bei Anfertigung des Kunstwerks 2004 auf die Waage brachte.

Eingerahmt ist die Installation von einer Vorhangbahn, die selbst eine Collage von Monks früheren Arbeiten Monks ist – eine Retrospektive in Reproduktionen. Die physisch greifbaren Objekte sollen während der Laufzeit neu arrangiert werden – darunter Bilder von Papageien, die ihrerseits das künstlerische Nachplappern ironisieren, und Varianten jenes Spruchs, mit denen der Deutsche Sigmar Polke bereits 1969 den Mythos vom metaphysischen Antrieb des Künstlers aufs Korn nahm: „Höhere Wesen befahlen: Rechte obere Ecke schwarz malen“. 

Ein bunter Ara sitzt auf einem Ast vor dichtem Blattwerk.

Die Ecken der Bilder sind bei Monk allerdings nicht schwarz, sondern rosa oder knallgrün: Zu guter Letzt wird damit noch Franz West, der große Schelm der österreichischen Kunstszene, herbeizitiert. Die Initiative "Museum in Progress" hat an der Stubenbrücke, an der über lange Zeit Wests sogenannte „Lemurenköpfe“ zu sehen waren, dazu Flaggen in „West-Farben“ installiert. Die Ausstellung ragt damit in den öffentlichen Raum hinein. Jene, die das nötige Vorwissen mitbringen, um die Anspielungen zu deuten, werden sich vor Lachen den Bauch halten. Der Rest kann sich am Kopf kratzen.

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