Herzls Traumland aus 15 Perspektiven

Herzls Traumland aus 15 Perspektiven
Gesammelte Texte über das Gestern, das Heute und die Zukunft Israels.

„Über Israel wird so viel geschrieben, meinungsstark diskutiert und gestritten wie über kein anderes Land“, steht in der Beschreibung der von Erwin Javor und Stefan Kaltenbrunner herausgegeben Anthologie. Stimmt.

„Der Diskurs gleitet jedoch oftmals in bekannte Stereotype und Klischees ab.“ Stimmt noch mehr.

Wie kann das anders werden? Wie kann man sich der komplexen Materie Israel annähern, ohne einer wie auch immer gearteten Befangenheit zu unterliegen? Wie sich der Gefahr der Befangenheit, den vorgefertigten Meinungen und Urteilen über Land und Bevölkerung überhaupt erst einmal bewusst werden?

Die Lektüre von „Israel. Was geht mich das an?“ empfiehlt sich als Ausgangspunkt.

15 Autorinnen und Autoren mit den unterschiedlichsten Hintergründen beantworten die im Buchtitel gestellte Frage mit viel literarischem Feingefühl ganz persönlich, historisch oder politisch. Und sie zeigen, warum diese drei Bereiche untrennbar miteinander verbunden sind.

Da ist etwa der Beitrag von Ahmad Mansour, der sich selbst als arabischen Israeli aus einer palästinensisch-muslimischen Familie beschreibt. Er erzählt von einem Überfall auf die Tankstelle seines Großvaters, den Bildern von Massakern, Checkpoints auf der Straße – aber auch von einem Hummusladen, in dem am Samstagvormittag lebhaft auf Arabisch und Hebräisch getratscht und geplaudert wird.

Permanente Angst

Der Umgang mit arabischen Minderheiten, den Palästinensern, die Siedlungspolitik – all das sind Themen, ohne die ein Buch über Israel freilich nicht auskommt. Nicht auskommen darf. Esther Schapira schreibt: „Ich spüre, wie mir das Herz bis zum Hals schlägt, wenn Herzls Traumland in der hässlichen Wirklichkeit erwacht.“ Gleichzeitig ist sie wütend, denn: „Keinem anderen Staat werden seine Fehler so hoch in Rechnung gestellt wie Israel.“

Am Ende ist „Israel. Was geht mich das an?“ auch eine Erinnerung, gerade für jene, die in der Sicherheit einer Mehrheitsgesellschaft leben. Daran, dass Israel ein Staat ist, gegründet auf dem Wunsch nach jüdischem Leben in Sicherheit, nach einer Existenz ohne die permanente Angst vor erneuter Vernichtung.

Herzls Traumland aus 15 Perspektiven

Erwin Javor, Stefan Kaltenbrunner (Hg.):„I srael. Was geht mich das an?“, Edition Menawatch, 250 Seiten, 25,70 €

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