Henrik Schwarz: Im Orchestergraben gibt der Laptop den Rhythmus vor
Immer wieder versuchen Produzenten elektronischer Musik, die heiligen Hallen der Hochkultur zu erobern und zwei verschiedene Welten (Techno und Klassik) zu verbinden. Aus diesen Versuchen sind zwar bereits einige gelungene Arbeiten (Stichwort: Francesco Tristano, Moritz von Oswald, Carl Craig) entstanden, aber es gibt auch zahlreiche Fehlversuche. Sie dienen als Mahnmale dafür, dass ein Drumcomputer im Orchestergraben (normalerweise) nichts verloren hat.
Davon hat sich der deutsche Musiker, DJ und Produzent Henrik Schwarz aber nicht abschrecken lassen: Für sein neues Album „Scripted Orkestra“ hat er mit dem niederländische Metropole Orkest zusammengearbeitet. Entstanden sind acht Kompositionen, in denen Schwarz den Arrangeur und Dirigenten gibt und so klassische Instrumentarien mit elektronischen Prozessen kombiniert. Dabei geht es ihm aber nicht darum, die „vom Aussterben bedrohte Orchestermusik zu retten“, wie er sagt, sondern „um Innovationen“.
Im Vordergrund steht dabei die Verbindung von analogen und digitalen Welten, sowie die Verschmelzung von U- und E-Musik. Für sein 2015 veröffentlichten Album „Instruments“ arrangierte er etwa seine größten Hits um und ließ sie vom Tokyo Secret Orchestra einspielen. Daran knüpft „Scripted Orkestra“ an, ein Werk, das mit teils bestechend schönen Kompositionen („MeVibrate“), einem klugen wie wohl balancierten Zusammenspiel von Streichern, Bläsern, Orchesterbombast und technoiden Beats zu überzeugen weiß.
Jetzt müsste nur noch jemand eine passende Geschichte dazu schreiben – es wäre ein Gewinn für die Opernwelt.
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