Kolonisierung von unten: Künstler Franz Nigl erobert Stiftspavillon in Melk

Seltsame Kreaturen haben derzeit den Gartenpavillon des Stifts Melk in Beschlag genommen: Sie sind schwarz, haben meist ein schemenhaftes Gesicht, manchmal auch mehrere, doch sie sind nicht wirklich einer bekannten Gattung von Lebewesen zuzuordnen.
Der Künstler Franz Nigl schafft sein den späten 1980ern solche Tonfiguren, die erst in der Menge ihre Wirkung entfalten. Die nun realisierte Ansammlung von "Nigl's Crowd" ist die bislang umfangreichste Installation der Figuren, die zuletzt etwa leerstehende Räumlichkeiten im Rahmen der Messe "Parallel Vienna" kolonisierten.
Atelier 10
Nigls Werke entstehen im "Atelier 10" in der ehemaligen Ankerbrotfabrik, dessen Leiter Florian Reese auch als Kurator der Melker Installation agiert. Das Atelier bietet Kunstschaffenden, die im regulären Kunstbetrieb aus verschiedenen Gründen nicht einfach Anschluss finden, ein professionelles Umfeld, die dort arbeitenden Künstlerinnen und Künstler sind regelmäßig auf Messen und Ausstellungen präsent.
Eröffnet wird Nigls Installation (zu sehen bis 31. 10.) heute, Freitag (29. 8., 15 Uhr), mit den „Tagen der Transformation“ der Initiative GlobArt, die bis Sonntag Vordenker in Melk versammelt. Das alljährliche Symposium will heuer unter dem Titel "Achtung" einen "Grenzgang zwischen Alarmismus und gesellschaftlichem Zusammenhalt" wagen und Grundlagen für die Verständigung in einer polarisierten Welt suchen.
Diskurskultur
Dass Verständigung auch ein Aufeinander-Zugehen und eine Aufbrechen jener Grenzen bedingt, die durch Status und kulturelle Konventionen einzementiert scheinen, lässt sich in der Auseinandersetzung mit Kunst schulen. Auch im sogenannten "Kaisergang" des Stifts können Besucherinnen und Besucher eine ungewöhnliche Konstellation erleben, allerdings nur noch bis 1. September: So lange ist der historischen Galerie von Herrscherbildnissen noch eine Auswahl von Werken der sogenannten Art Brut gegenübergestellt.
Namen wie Franz Kernbeis, Johann Korec oder Oswald Tschirtner wissen Kunstfreunde schon im Art Brut Center Gugging zu verorten - dort lebten die Erwähnten. Die Sammlerin Hannah Rieger, die als Leihgeberin der Schau in Melk fungiert, konzentrierte sich aber auch auf weibliche Art Brut-Künstlerinnen, und so finden sich Blätter von Aloise Corbaz, Magalí Herrera oder Laila Bachtiar in der Schau.
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