Davon kann jetzt im völlig ausverkauften Großen Festspielhaus keine Rede sein, ganz im Gegenteil, denn es sind Weltklasse-Stimmen zu hören: „Addio, del passato bei sogni ridenti..“ (Lebt wohl, glückliche Träume vergangener Tage…): Violettas Abschied von der Vergangenheit, vom Leben wurde von Verdi in ergreifenden Gesang gegossen. Diese Arie wirkt umso mehr, wenn sie mit solch berührender Innigkeit gestaltet wird, wie von Nadine Sierra, die sich zum Finale im schwarzen Unterkleid hinters Orchester schleppt und an der Rückwand erstarrend stirbt: Ein starkes Bild! Die US-Amerikanerin kann als Titelheldin auch sonst mit feinen Piani, reichen Schattierungen und blitzsauberen Koloraturen ihres schönen, höhensicheren Soprans faszinieren.
Tadelloser Chor
Als ihren geliebten Alfredo erlebt man Piotr Beczala mit seinem schöngefärbten, betörenden Timbre und seinen mühelosen Höhen. Als sein Vater ist Luca Salsi als kraftvoller aber sich auch lyrisch zurücknehmender Giorgio Germont zu hören.
Tadellos singt auch der Chor de L’Opéra de Monte-Carlo. Exzellent sind die vielen kleineren Partien besetzt, bei denen besonders Štěpánka Pučálková als Flora Bervoix hervorsticht.
Obwohl als konzertante Aufführung angekündigt, wird von den bühnenerfahrenen Protagonisten, besonders von der Titelheldin so intensiv und berührend interagiert, dass eine gesonderte Regie oder ein Bühnenbild eigentlich überhaupt nicht vonnöten sind.
Der routinierte Massimo Zanetti am Pult des bestens disponierten Mozarteumorchesters Salzburg weiß zu Begleiten und für ein facetten- und farbenreiches Musizieren zu sorgen, wobei die Dynamik von kaum mehr hörbaren, sensiblen Tönen bis zu wuchtigen Ausbrüchen extrem ausgereizt wird. Großer Jubel schon nach jeder Arie und zum Schluss stehende Ovationen!
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