George Ezra in Wien: Retro-Pop’n’Roll mit Schmäh

George Ezra in Wien: Retro-Pop’n’Roll mit Schmäh
George Ezra ("Budapest") überzeugte und unterhielt in der vollen Wiener Stadthalle

„A-uhhh! A-uhhh!“

George Ezra schaut skeptisch.

Also probiert es das Wiener Publikum nocheinmal:

„A-uhhh! A-uhhh!“

Diesmal klappt die irgendwo zwischen Britenjodler und Nachbarshund angesiedelte Siegerphrase seines SuperhitsBudapest“.

George Ezra ist zufrieden, das Publikum mit sich auch, und das Konzert in der Wiener Stadthalle hat das gebracht, wofür die vielen, vielen Fans gekommen sind: gute, handgemachte Musikmomente mit Charme.

Dazu aber, und das ist für die Ezra-Erstkonzertbesucher vielleicht eine Überraschung, auch noch einen wirklich lustigen Kerl auf die Bühne. Der Gerade-Noch-25-Jährige hat einen Schmäh, um den ihn mancher Kabarettist beneiden würde.

Etwa dann, wenn er erzählt, wie ihn drei Schwedinnen zum gemeinsamen Song-Contest-Schauen eingeladen haben.

„Ich sagte: ja“, sagt er mit entzückender Trockenheit.

George Ezra in Wien: Retro-Pop’n’Roll mit Schmäh

Die Fans in Wien sagten auch ja: Es herrschte die friedliche, fröhliche, freundliche Popkonzertstimmung, vor der uns unsere Eltern nie gewarnt haben.

Ezras Songs seiner bisher zwei Alben sind vielfältiger Retro-Pop’n’Roll, mit Horn-Sektion und Gleichschritt-Tanz-Gitarristen.

Lange nicht mehr gesehen, sowas. Und das ist auch für viele sehr junge Fans eine gesunde Eingewöhnungskost für das popmusikalische Gesamtmenü, das es in weiterer Folge zu entdecken gilt.

Vorerst aber durften die jungen Fans (und auch die mittelalten und die alten) an der Hand von Ezra losfahren, klimawandelneutral mit der Bahn. Denn der Brite schreibt und erzählt gerne von seinen Zugreisen, die ihn quer durch Europa, von Barcelona bis Budapest, führten, sein eigener Song Contest also.

Nein, den echten Song-Contest habe er nicht nüchtern durchgestanden, sagt er, und jeder weiß, warum.

Er erzählt, dass er einmal krank war, während alle anderen gefeiert haben.

Er erzählt nochmal, dass er einmal krank war, während alle anderen gefeiert haben, und diesmal ist das Publikum vereint im Mitleidslaut. Ezra ist zufrieden.

Minimale Show

Überraschend der volle, etwas knödelige Bariton, der sich da in dem zarten Körper versteckt und die unaufgeregt vielfältige Musik trägt. Die Show rundherum ist minimal: Eingeleitet wird der Abend von etwas, mit dem man kaum Gutes assoziiert, einem Radiowecker, der um 7 Uhr zu spielen anfängt. Manche Eltern im Publikum denken sich: schön wär’s. Aber dann auch: Schön wäre es, wenn um 7 Uhr wirklich irgendwer so gut gelaunt wäre wie die Band und Ezra selbst auf der wohnzimmerartigen Bühne, und alsbald auch das Publikum. Bei diesem Song Contest musste sich jedenfalls niemand betrinken.

George Ezra in Wien: Retro-Pop’n’Roll mit Schmäh

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