"Ganymed Bridge": Theater zwischen Affen, Elefanten und Alten Meistern

Da schaut es also nun, das tote Getier, auf Theater. Bisher durften das nur die pompösen Kunstfiguren auf den prunkvollen Gemälden, drüben im Kunsthistorischen Museum, immer dann, wenn das stimmungsvolle Theaterprojekt Ganymed nachts im Museum die Ausstellungsräume zur Bühne machte. Nun aber darf man nicht nur an den alten Meistern, sondern auch an den fremden Wesen vorbeispazieren: Ganymed schlägt heuer erstmals eine „Bridge“ (so der Projekttitel 2023) hinüber ins Naturhistorische Museum.
Das gibt den dort aufgeführten Theaterminiaturen eine ganz neue Stimmung – und stellt den Besucher vor einige Herausforderungen: Wer in den vergangenen Jahren dabei war, weiß, dass die Alten Meister gut gekühlt sind und kleidet sich dementsprechend. Nur mögen es die naturhistorischen Präparate offenbar um einiges wärmer und enger. Schichtkleidung ist empfohlen.
Das Konzept
Bei den bisherigen Ausgaben Ganymed setzte sich Theater mit den Werken im Kunsthistorischen Museum auseinander: Vor ausgewählten Gemälden wurden themenbezogene Stücke aufgeführt. Heuer wurde das Konzept erstmals auch auf das Naturhistorische Museum erweitert
Aufführungen
Am 13., 19. und 26. Mai, am 3., 9., 17., 23. und 30. Juni, am 1. und 7. Juli, am 19. und 25. August, am 2., 8., 16., 22. und 30. September und am 6. und 14. Oktober.
Info und Karten
Wie auch der Besuch von Ganymed: Das Konzept zwischen Theaterwanderung und Kunstgenuss im ziemlich exklusiven Setting (wann ist man in den Räumen des KHM schon fast alleine? Bei Ganymed kann man den Tross zur nächsten Station vorbeiziehen lassen – und dann etwa die Baselitz-Bilder in Ruhe genießen) funktioniert wirklich ganz wunderbar.
An der Leine
Man trifft längst lieb gewonnene Ortsbekannte wie die Strottern, hört eine eindrückliche Johanna-Doderer-Komposition am Stiegenaufgang, duckt sich unter der Leine durch, an die gebunden Schauspielerin Mara Romei über „Früchte und Geflügel mit Jagdhund“ monologisiert.

Und wandert dann, an den mächtigen Alphorntönen von Martin Ptak und Georg Schrattenholzer mitten auf dem Maria-Theresien-Platz vorbei, zum neuen Spielort.

Dort, im Naturhistorischen Museum, würdigt Peter Wolf (gemeinsam mit Jacqueline Kornmüller Ganymed-Initiator) im Raum mit den Elefanten und den Giraffen und den Seelöwen einen Elefanten, der seinem besten Freund das Leben gerettet hat, indem er sich dem brutalen Vater entgegenstellte. Die Zwillinge Mercedes Miriam Vargas und Miriam Mercedes Vargas erzählen freundlich lächelnd und mit viel Rhythmus davon, wie es so ist, ein Zwilling zu sein, und dass es mancherorts heißt, wenn einer von Zwillingen zuerst stirbt, dass dieser nur Holz holen gegangen ist.

Und Andras Dés erhebt, mit behändem Klopfen und typischem Gestus, den Menschenaffen zum Menschen. Dabei kann man diesen, den (ausgestellten) Affen, in die Augen schauen und sich allerlei denken, bevor man zur nächsten Station weiterwandert. Der Boden übrigens, der knarrt in beiden Museen gleich.
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