So ist "Furiosa: A Mad Max Story“: Krach in der Wüste

So ist "Furiosa: A Mad Max Story“: Krach in der Wüste
Der australische Regie-Veteran George Miller erzählt in einem aufwändigen Prequel die Geschichte der furchtlosen Kriegerin Furiosa (Von Susanne Lintl).

Fast neun Jahre sind vergangen, seit George Miller in „Mad Max: Fury Road“ zum letzten Mal die Motoren angeworfen und seine Krieger in die Wüste geschickt hat. In eine völlig durchgeknallte, postapokalyptische Einöde, bevölkert von furchteinflößenden Gestalten mit monströsen Trucks und aufgerüsteten Bikes, die sich wahre Benzinschlachten lieferten. Mel Gibson erreichte mit seiner Darstellung des blutrünstigen „Mad Max“ Max Rockatansky einen Kultstatus, den sein Nachfolger Tom Hardy wohl nie erreichen wird. Und wer hat nicht sofort die schöne, durchtrainierte Charlize Theron als kampfstarke Rebellin Furiosa vor Augen, die wie wild kämpft und fünf junge Frauen aus der Gewalt des brutalen Warlords Immortan Joe befreit? – Eben. Jeder.

Mittlerweile ist George Miller 79 Jahre alt und hängt immer noch an seinem „Mad Max“-Epos. Auch wenn er sich zwischendurch mit „Ein Schweinchen namens Babe“ oder animierten Pinguinen (in „Happy Feet“) die Zeit vertrieb, wird er immer noch geliebt für seine endlosen Verfolgungsfahrten in aufgemotzten Fantasiegefährten, die mächtig viel Staub aufwirbeln und ganze Legionen von Toten im Sand hinterlassen.

Nun also „Furiosa: A Mad Max Saga“, das die Geschichte der Kämpferin Furiosa von Kindheit an erzählt. Verkörpert wird sie nicht mehr von Charlize Theron, sondern von der Britin Anya Taylor-Joy, die einem breiten Publikum durch die Schachserie „Das Damengambit“ bekannt wurde. Ein Affront gegen Theron, den Miller damit begründet, sie nicht mit technischen Tricks jünger habe machen zu wollen, sondern wirklich eine junge Frau als Darstellerin engagieren wollte. Auch Mad Max ist nicht mit von der Partie. Alles ist ganz auf Furiosa/Anya konzentriert.

Ruchlos

Die Geschichte setzt mit der Entführung des Mädchens Furiosa vom idyllischen grünen Ort der vielen Mütter ein. Sie muss die Hinrichtung ihrer Mutter mitansehen und wächst in den Fängen des ruchlosen Warlords Dementus auf. Chris Hemsworth spielt diesen Bösewicht mit wallender Haarpracht und umgeschnalltem Teddybären, der ihn an den Verlust des eigenen Kindes erinnert. Wie Ben Hur jagt er mit seinem Streitwagen durch die Wüste – nur, dass an Stelle der Pferde Motorräder eingespannt sind.

Als Furiosa die Flucht aus diesem Alptraum gelingt, kennt sie nur ein Ziel: Rache. Sie will Dementus töten. Der Rest ist Kämpfen: Endlose Actionszenen mit dröhnenden Monstertrucks, Flammenwerfern, allen erdenklichen halbautomatischen Waffen und vielen Explosionen sorgen dafür, dass man nach zweieinhalb Stunden mit Brummschädel aus dem Kino wankt. 

Dabei hätte Miller noch viel mehr aus diesem Spektakel machen können. Sind doch die Themen, die er im Film anspricht, aufgelegt für grundlegende Reflexionen: Droht uns, den gierigen, auf nichts verzichten wollenden Wohlstandsmenschen, auch so eine Ödnis ohne Ressourcen? Wollen wir uns in so erbitterte Kriege um Wasser und Benzin und Nahrungsmittel hineinziehen lassen? In Kriege, die nicht zu gewinnen sind, weil alles kaputt ist? Wird unsere Zukunft also „Mad Max“-apokalyptisch?

Zumindest einer der Protagonisten hätte ob der Verschwendung von Tonnen Kulissenmaterial und dem In-die-Luft-Pulvern Zehntausender Liter Benzin etwas zur Rettung der letzten verbliebenen grünen Orte tun können.

So bleiben uns nur die Warlords, die grimmige Anya Taylor-Joy, die mit gerusster Stirn und Entschlossenheit auch mit einer Hand (die Szene, in der sie ihre zweite Hand verliert, ist nichts für zartbesaitete Gemüter) ihre Gegner platt macht.

So ist "Furiosa: A Mad Max Story“: Krach in der Wüste

Die Vermutung liegt nahe, dass Miller sie nicht zuletzt wegen ihrer großen, grünen Augen engagiert hat. Wie Giftpfeile leuchten diese während der Kampfszenen aus dem Gesicht der Kriegerin.

Wer es laut und actionreich mag und gutes Sitzfleisch hat, dem wird „Furiosa“ gefallen. Standing Ovations wie nach der Premiere in Cannes gab’s in Wien jedenfalls nicht.

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