Fuith: "Es ist nicht zu verstehen"

Fuith: "Es ist nicht zu verstehen"
Der Schauspieler Michael Fuith im KURIER-Interview über seine Rolle im Film "Michael".

Als ich das Drehbuch zum ersten Mal gelesen hatte, wusste ich nicht, ob ich das spielen sollte", sagt Michael Fuith, der den nach außen hin so schrecklich normalen Kinderschänder Michael darstellt. Denn das sei ihm klar gewesen: "Die Figur ist unsympathisch, ein Monster. Alles, was ich über Michael erfahren habe, hat mich fertig gemacht. Normalerweise kann ich mir aus dem Drehbuch ein Bild machen, wie die Figur tickt. Hier habe ich keinen Weg gefunden, die vielen Facetten in einer Figur zu spielen. Ich spielte fünf, sechs verschiedene, die dann im Film eine wurden."

Normalerweise habe er eine gesunde Distanz zu den Charakteren, die er darstelle, aber "hier denkt man ständig: Wie gibt es das, dass Menschen zu so etwas fähig sind? Bei denen es offenbar nach unten keine Grenze gibt? Das hat mir schon Albträume bereitet."
Kann man einen Mann wie Michael verstehen? "Verstehen kann man höchstens, dass er in dem Buben, den er da im Keller eingesperrt hat, alles hineinprojiziert, was er im Leben nicht bekommen hat: einen Partner, ein Kind, einen Spielgefährten. Aber sonst ist das nicht zu verstehen und schon gar nicht zu erklären."

Dass der Film polarisieren werde, war ihm klar: "Das Thema wird ja sonst nicht angerührt. Bei unseren Recherchen ist uns aufgefallen, dass die Gemeinsamkeit aller Fälle, auch international, immer das Schweigen war. Das Schweigen der Täter, klar, aber auch das Schweigen der Menschen, die eigentlich etwas mitbekommen müssten. Dieses Schweigen schafft ein Schutzmodell für den Täter."
Er habe mit Müttern gesprochen, die den Film gut und wichtig fanden, aber die Mehrheit derer, die ihn schon sahen, sagten: "Man darf den Täter nicht so unkritisch zeigen. Das ist ein Tabu." Fuith: "Das finde ich schlimm. Jede Reaktion ist gut. Alles, was weggeht vom Verdrängen, ist gut. Ganz egal, ob der Film dann verrissen wird oder nicht."

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