Das sind Jukebox-Musicals: Hits werden simpel mit einer Geschichte verbunden. Die letzte Eigenentwicklung ist schon viele Jahre her.
Ja, das war „Schikaneder“ – noch unter meinem Vorgänger. Aber am 10. Oktober folgt die Uraufführung von „Maria Theresia“ im Ronacher, eine Eigenentwicklung mit der Musik von Dieter und Paul Falk. Wir haben bereits über 16.000 Karten verkauft. „Maria Theresia“ ist die Geschichte eines Erfolges. Es gibt keinen Grund, dies mit einer Neubestellung aufs Spiel zu setzen.
Der Start von Herheim als Operndirektor war aber nicht so berauschend, um daraus eine erfolgreiche Zukunft ablesen zu können.
„Das Spitzentuch der Königin“ und „Norma“ waren große Erfolge.
Sie können kaum in die Evaluierung eingeflossen sein. Davor ging es recht holprig …
Weil das Theater an der Wien saniert wurde, mussten wir im Museumsquartier spielen. Dort waren die Möglichkeiten beschränkt. Wir sind jetzt gut angekommen im Theater an der Wien, Menschen stehen mit „Suche Karte“ vor dem Eingang.
Wegen Asmik Grigorian.
Auch beim „Spitzentuch der Königin“ lag die Auslastung bei über 90 Prozent. Wir erwarten ein ähnliches Ergebnis bei „Die Verlobung im Kloster“, Premiere ist am 26. März. Und am 10. April präsentiert Herheim sein neues Programm. Ich hoffe, dass wir die Euphorie in die nächste Saison mitnehmen können.
Das Theater an der Wien ist sehr schön geworden – samt dem neuen Balkon. Aber es gab Verzögerungen, unvorhergesehene Schwierigkeiten, weitere Baumaßnahmen. Wie sieht die Endabrechnung aus?
Sie wird demnächst vorliegen. Was ich jetzt schon sagen kann: Wir befinden uns im Budgetrahmen von 81 Millionen Euro.
Er musste von der Stadt Wien nachträglich um zehn Millionen erhöht werden. Ungefähr ein Drittel der Summe haben Sie von der Wien Holding als Darlehen bekommen. Wie wollen Sie das Geld zurückzahlen – außer mit Subventionen?
Wie das zu bewerten ist, müssen Sie mit dem Eigentümer besprechen.
Die Wiener Festwochen haben sich immer über die hohe Miete fürs Theater an der Wien, rund eine Million Euro pro Monat, geärgert. Man sprach von Querfinanzierung, denn der Operndirektor spart sich ja in der Zeit eine Produktion. Zudem hieß es, dass die Festwochen nicht aus dem Vertrag rauskämen. Aber heuer sind sie gar nicht einquartiert. Was ist passiert?
Es ist ziemlich komplex, das Theater an der Wien wieder in Betrieb zu nehmen. Denn die gesamte Bühnentechnik ist neu. Das ist nicht wie bei einem neuen Auto, in das man nur einsteigt und den Motor startet. In einer solchen Phase ist ein Fremdnutzer eine Komplikation zu viel. Wir werden den ganzen Sommer brauchen, um Arbeitsabläufe zu optimieren.
Und 2026?
Wir sind in Gesprächen. Frühestens 2027, weil die Festwochen im nächsten Jahr andere Pläne haben. Generell, auch wenn die Festwochen selbst Subventionsnehmer sind: Ich bin nur für die VBW-Theater verantwortlich. Ich muss daher den Fremdnutzern die anfallenden Kosten weiterverrechnen. Und zu diesen gehören natürlich auch die Finanzierungskosten des Darlehens.
Andere Baustelle: Im Prater soll bis Ende 2027 eine Musicalbühne mit 1.800 Plätzen entstehen, finanziert und betrieben von ATG Entertainment in „Partnerschaft“ mit Ihnen.
Das stimmt so nicht. Dieser Konzern errichtet das Theater im Prater. Und wir sondieren gemeinsam, wie wir den Standort Musical so ausbauen können, dass es für beide Seiten Vorteile gibt – mit einem Benefit für die Besucher.
Das Haus ist derart dimensioniert, dass man Musicals ohne Subventionen spielen kann. Es wird vor Augen führen, dass es wirtschaftlich unverantwortlich ist, Musicals in einem Haus mit nur 1.000 Sitzplätzen anzubieten – wie im Ronacher.
Betriebswirtschaftlich ist klar, dass Sie, wenn Sie fast doppelt so viele Plätze haben, fast doppelt so viele Einnahmen generieren können.
Wenn also ein großes Musicalhaus entsteht: Was passiert mit dem Ronacher? Man könnte es ja für Kabarett, Konzerte, Revuen nutzen …
Diese Überlegungen müssen Sie mit den Eigentümern und der Kulturpolitik wälzen. Mein Auftrag ist es, hochqualitatives und niederschwelliges Musiktheater zu machen.
Wie sieht der Geschäftsbericht über das vergangene Jahr aus?
Der Jahresabschluss wird Ende März vorliegen. Was ich sagen kann: Wir liegen über Plan. 2024 war einnahmenseitig das erfolgreichste Jahr in der Geschichte der VBW.
Gratulation. Das heißt, dass Sie weniger Subventionen brauchen.
Leider nein. Wir sind ein Unternehmen mit 800 Mitarbeitern. In den letzten drei Jahren betrugen die Gehaltserhöhungen aufgrund der Inflation addiert ungefähr 21 Prozent. Und die Subvention ist nicht im gleichen Prozentsatz gestiegen.
Aber sehr respektabel!
Ja, die Subvention ist in absoluten Zahlen sicher hoch. Aber im Vergleich mit anderen Häusern in Wien ist auch der Eigenanteil sehr hoch.
Aber Musical sollte sich eigentlich selbst finanzieren. Die Bühne im Prater wird das vorexerzieren.
So wünschen wir uns das natürlich.
Und wie geht es mit Ihnen weiter?
Mein Vertrag geht bis Herbst 2026. Unsere Eigentümer werden entscheiden, wann sie meinen Job ausschreiben.
Werden Sie sich bewerben?
Ich vermittle Ihnen hoffentlich den Eindruck, dass mir mein Job Spaß macht. Wenn man mich will, würde ich gerne weiter machen.
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