Frankfurter Buchmesse: "Überwältigend, erschlagend"

Eine Frau steht auf einer Leiter und greift nach einem Buch in einem Regal.
108 österreichische Verlage präsentieren sich auf dem wichtigsten Marktplatz der Welt.

Man kann nicht nicht dabei sein." Sagt Benedikt Föger, der Präsident des Hauptverbandes des österreichischen Buchhandels, über die Frankfurter Buchmesse. Also sind sie alle da. Verleger und Schriftsteller, Superstars und Newcomer, Bestsellerautoren wie Ken Follett, der abends noch Rockkonzerte gibt, und jener deutsche Ex-Kanzler, der übers Essen mit Messer und Gabel sinniert hatte. Dazu Branchenvertreter und Journalisten. Und erstmals auch Kulturminister Josef Ostermayer, der einen Marathon absolviert, stets lustvoll und gar nicht angestrengt wirkend.

Ein Mann mit hellen Augen steht vor einem Bücherregal.
108 österreichische Verlage sind heuer in Frankfurt präsent. Einen Großteil ihrer Stände versucht Ostermayer zu besuchen. Und er hat gute Nachrichten mitgebracht: Erhöhung der Verlagsförderung um zehn Prozent auf 2,2 Millionen Euro pro Jahr; Erhöhung der Stipendien um 150.000 Euro auf 1,4 Millionen; Ausdehnung der Buchpreisbindung auf eBooks sowie den Online-Handel. Und der vierte Punkt, der ihm wichtig ist: Das Freihandelsabkommen TTIP dürfe das Fördersystem in Europa nicht behindern. Ostermayer: "Der hohe Standard in Österreich, etwa beim literarischen oder filmischen Schaffen, wäre ohne Förderungen nicht möglich."

Ostermayer selbst liest täglich. Vor dem Einschlafen. Mindestens eine halbe Stunde. Zumeist mehrere Bücher parallel. Köhlmeier erwähnt er. Oder Gerhard Roth. Josef Winkler. Und ein Buch über den Wiener Kongress. "Ich komme aus einer Arbeiterfamilie", sagt er. "Aber es gab immer Bücher daheim."

Gedränge

Ostermayers erster Eindruck der Buchmesse: "Überwältigend. Aber auch erschlagend." Sechs riesige Messehallen gibt es, davor zahlreiche Kleinaktivitäten wie den Bücherbus von ServusTV. Die Luft in den Hallen ist sehr trocken, weil die vielen Bücher die Reste von Feuchtigkeit absorbieren, weiß ein Profi vom Zsolnay-Verlag. Das Gedränge ist gewaltig, auch wenn deutsche Medien meinen, es sei diesmal vergleichsweise ruhig, weil man die Auswirkungen des Streiks der deutschen Lokführer noch spürt.

Wem es trotzdem gelungen ist, per Bahn anzureisen, der kann schon bei der Ankunft in Frankfurt unzählige Bücher kaufen – beim Bücherbahnhof. Im Taxi erzählt der Fahrer von enormen Hotelpreisen während der Messezeit. Für Zimmer, die sonst 200 Euro kosten, werden 600 pro Nacht verlangt. Das war zuletzt Verlegern aus dem Gastland Irland zu viel: Sie flogen lieber drei Tage hindurch jeden Tag per Billiglinie von Dublin nach Frankfurt und retour. Die Finnen, die heuer Gastland sind, haben hoffentlich mehr Geld.

Auf der Messe selbst kann man nur am letzten Tag (Sonntag) Bücher kaufen – eine Verkaufsmesse wäre kontraproduktiv für die Buchhändler. "Das Wichtigste ist die Sichtbarmachung des Kulturgutes Buch", ist Föger überzeugt. Dass sich Österreich in Frankfurt, wo es als einziges Land auch zu einem riesigen Empfang lädt, bestens präsentiert, ist jedenfalls evident.

Dabei macht der Marktanteil österreichischer Verlage in Deutschland gerade einmal ein halbes Prozent aus. "In Österreich hingegen stammen 80 bis 85 Prozent der verkauften Bücher von deutschen Verlagen", rechnet Alexander Potyka, Vorsitzender des Verlegerverbandes, vor. Der Anteil österreichischer Autoren an der deutschsprachigen Literatur sei hingegen enorm. Potykas Picus-Verlag bringt pro Jahr 45 Bücher heraus.

Dass die Buchmesse auch in Zeiten sinkender Absätze bei gedruckten Büchern noch lange Bestand haben wird, davon ist er überzeugt: "Hier wird ja mit Content gehandelt, auch für den digitalen Bereich." Er glaubt aber fest an die Zukunft des Buches.

Ab heute, Freitag, ist die Messe nicht nur für Branchenvertreter, sondern auch für das Publikum geöffnet. Dass Lesen immer noch ein Massenphänomen ist, wird sich da neuerlich weisen.

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