Am 24. Dezember 2016 starb Rick Parfitt, Sänger und Gitarrist von Status Quo und seit 1965 der beste Freund von Bandgründer Francis Rossi. Viele Kritiker sahen Parfitts Tod als Ende der Band. Jetzt haben Status Quo mit „Backbone“ trotzdem wieder eine CD veröffentlicht. Im KURIER-Interview erklärt Francis Rossi, warum.
KURIER: Ursprünglich wollten Sie „Backbone“ nicht machen. Warum nicht?
Francis Rossi: Mit dem letzten Album war ich nicht zufrieden, da war alles im selben Tempo und auch in ähnlichen Tonarten. Aber als Rick gestorben war, wurden die Kommentare, die sagten, ich würde es ohne Rick nicht schaffen, so bissig, dass ich dachte: Wirklich? Nein, das darfst du mir nicht sagen! Da sagte ich zur Band: „Wenn wir ein Album machen, bin ich der Diktator!“ Ich dachte, sie würden dazu Nein sagen. Aber sie sagten: Okay!
Heißt das, Sie haben doch ans Aufhören gedacht?
An das habe ich schon vorher oft gedacht, als Ricks Gesundheit den Bach runter ging. Wir waren müde. Außerdem haben sich Rick und ich nicht mehr so gut verstanden.
Woran lag das?
Wir waren wirklich sehr enge Freunde. Wenn zwei Leute so eng sind, kommt man nicht dagegen an. Wir beide besprachen, was wir mit Status Quo machen wollten, und so wurde es gemacht. Deshalb hat jemand von unserem damaligen Management einen Keil zwischen uns getrieben – um die Band kontrollieren und manipulieren zu können.
Wie haben die das gemacht?
Rick wurde immer wieder gesagt, dass er nur der zweite Mann bei Status Quo sei. Das ist nicht auf meinem Mist gewachsen, aber Rick war recht unsicher. Und wenn man dir einmal so einen Floh ins Ohr gesetzt hat, wirst du ihn nicht mehr los. Das hat Rick wirklich sehr weh getan. Er wurde ein schlimmer Trinker und dachte, er schaut auf der Bühne cool aus, wenn er betrunken ist. Natürlich war das Gegenteil der Fall. Er fühlte sich nur selbstbewusster, wenn er betrunken war. Er hatte so eine wunderbare Singstimme und hat einige großartige Songs geschrieben. Aber dann wollte er harte Songs schreiben und mit seiner Stimme nur rumbrüllen. Das war aber nicht seine Stärke. Das waren eher harmonische und nette Songs.
Sie sagten einmal, Rick wollte, dass Sie ohne ihn weitermachen. Haben Sie das noch mit ihm besprochen?
Wir haben viele Male darüber gesprochen. Als Rick und ich das erste Mal seinen Nachfolger Richie Malone trafen, war der 12 oder 13 Jahre alt. Rick und ich sahen einander an und sagten: Der ist super! Als Rick dann den ersten Herzinfarkt hatte, hatten wir zuerst den Sohn von John Edwards als Ersatz. Aber als Rick dann in der Türkei den schweren Herzinfarkt hatte, sagte er mir, er wird nicht mehr zurückkommen. Die Industrie wollte damals, dass wir einen Typen wie Rick dazunehmen, einen blonden, der ähnlich wie er aussah. Aber Rick und ich sagten, nein, es muss Richie Malone sein, der ist unser Mann. Und bevor Richie das erste Mal mit uns auf die Bühne ging, schickte Rick ihm eine SMS mit den Worten: „Das kannst nur du machen, ich bin so froh, dass wir dich haben. Geh raus und zeige allen, wie Status Quo rocken können.“
Sie haben Rick an Ihrem Geburtstag kennengelernt . . .
An meinem 16. Geburtstag, am 29. Mai 1965, traf ich ihn und meine erste Frau. Aber da hat er mich noch nicht interessiert, da hatte ich nur Augen für die Frau. Zwei Wochen später kam Rick in den Ballsaal, wo wir spielten, stand am Nachmittag in seinem silbernen Anzug mit der blonden Mähne da. Das hat mich geflasht, von da an habe ich ihn geliebt. Später sagte er mir, dass er, als er dort stand, dachte: Ich will unbedingt mit diesem Typen, also mit mir, auf der Bühne stehen. Das hat Rick zwei Jahre später gemacht. Der Rest ist Geschichte.
Denken Sie darüber nach, wie Sie diese Geschichte bewahren und in die Zukunft tragen wollen?
Das wäre mir zu egoistisch. Diskussionen über ein Status-Quo-Musical sind schon immer wieder aufgetaucht, aber auch wieder verschwunden. Ich würde so etwas – oder einen biografischen Film wie Queen – machen, wenn es mir angeboten wird, aber ich werde das nicht vorantreiben. Ich habe auch das Buch „I talk too much“ nicht geschrieben, weil ich denke, dass die Welt die Status-Quo-Geschichte kennen muss. Ich habe es geschrieben, weil mir der Verlag viel Geld dafür geboten hat.
Das würde der Verlag aber nicht tun, wenn es kein Interesse daran gäbe.
Stimmt. Ich habe Status Quo mein ganzes Leben geliebt – so, dass es an Obsession grenzt. Aber ich will unsere Historie nicht verklären. Und ich muss aufpassen, dass ich nicht abhebe, wenn mein Ego derart gefüttert wird. Denn ich bin einerseits sehr frech und übermütig, aber auf der andern Seite auch sehr unsicher. Und wozu Pläne machen? Ich könnte in einer Woche tot sein.
Aber Sie sind doch super fit.
Bin ich, es kann aber trotzdem passieren. Wäre das nicht lustig? Dann könnten Sie sagen, vor einer Woche habe ich noch mit ihm gesprochen und er hat gesagt, er ist fit.
INFO
Status Quo treten am 12. November 2020 im Wiener Gasometer auf. Karten gibt es schon jetzt unter www.oeticket.com.
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