Francis Rossi: „Ich würde hoffen, dass es diesmal anders klingt“

Francis Rossi: „Ich würde hoffen, dass es diesmal anders klingt“
Der Status-Quo-Gründer im Interview über Rick Parfitts Tod, seinen früher exzessiven Lebensstil und seine Dusch-Gewohnheit.

Status-Quo-Star Francis Rossi  hat gerade seine Autobiografie und ein Country-Album mit Hannah Rickard veröffentlicht. Das Buch heißt „I Talk Too Much“, die Platte „We Talk Too Much“. Denn der 69-Jährige redet gerne und nimmt sich dabei – wie im KURIER-Interview – kein Blatt vor den Mund.

KURIER: Wann begann Ihre Liebe zu Country-Musik?

Francis Rossi: Schon als Kind. Ich habe immer alle Arten von Musik geliebt – Pop, Oper. Klassik. Aber in der Rockwelt bist du gleich ein Aussätziger, wenn du sagst, dass du Country liebst. Ich tu es aber, und mir ist egal, was andere darüber denken.

Auch was die Status-Quo-Fans darüber denken?

Ich bin sicher, die werden „We Talk Too Much“ hassen. Aber das ist ja sowieso ein Hohn: Wir wurden immer dafür geschmäht, dass wir unseren Stil nie ändern. Dann veränderst du etwas und alle sagen, bitte geh zurück zu dem, was du vorher gemacht hast. Das war so, als wir „Marguerita“ gemacht haben, auch als wir „Living On An Island“ gemacht haben. Aber was soll’s, wenn ich etwas liebe, lass ich mich nicht davon abbringen. Ich liebe es auch, mit Hannah zu singen, überhaupt mit einer Frau zu singen. Ich wollte immer mit Connie Francis singen. Aber das war mir nicht vergönnt.

 

Francis Rossi: „Ich würde hoffen, dass es diesmal anders klingt“

Hannah Rickard und Francis Rossi

Warum ging das nicht?

Sie wurde einmal nach einem Konzert in einem Hotel vergewaltigt. Das hat sie psychisch schwer beschädigt. Aber ich finde, sie ist wundervoll, auch sie habe ich schon als Kind geliebt. Und jeden Sonntag, wenn ich in die Dusche steige, wo ich sonst einen Radiosender höre, den man am Sonntag nicht anhören kann, lege ich Platten von Connie Francis auf und singe dazu. Na ja, jedenfalls will ich auch eine zweite Platte mit Hannah machen.

Aber Sie arbeiten auch an einem Album mit Status Quo?

Ja, und das schaut auch gut aus. Aber ich würde auch dabei hoffen, dass es diesmal ein bisschen anders klingt. Mal sehen, wie das wird.

Fällt es Ihnen schwer, ein Status-Quo-Album ohne Ihren Partner Rick Parfitt aufzunehmen, der Ende 2016 an einer Infektion in Folge einer Schulterverletzung starb?

Nein, denn wir mussten ja auch schon vorher oft ohne ihn arbeiten, wenn er krank war. Oft haben wir ihn deshalb später zu den Aufnahmen dazu gemischt. Auch als wir die „Aquostic“-Alben machten, war Rick zu Hause. Wir hatten das Glück, Richie Malone zu finden, um Rick zu ersetzen. Rick kannte Richie und war sehr froh darüber, dass es kein profilierter Musiker war, oder jemand, der wie Rick aussah.


Es heißt, dass Sie auf der letzten Tour, die Rick nach einem Herzinfarkt verließ, Differenzen hatten. Sie wollten, dass er seiner Gesundheit zuliebe den Lebensstil ändert, er wollte das aber nicht. Konnten Sie sich vor seinem Tod versöhnen?

Oh ja, natürlich. Er konnte der liebenswerteste Typ sein, aber auch richtig nervig. Aber so war er eben, und wir waren Freunde. Da gab es ja diese große Aufregung, weil wir zwei Tourbusse hatten. Alle sagten: „Oh! Rick ist in dem einen Bus, Francis in dem anderen!“ Alles Blödsinn! Die Wahrheit war, dass Rick und ich in dem einen Bus waren, und der Rest der Band in dem anderen. Das wäre nicht gegangen, wenn wir so ein großes Problem miteinander gehabt hätten, wie alle immer dachten.

 

Was waren die letzten Worte, die Rick zu Ihnen gesagt hat?

Das war nach dem Herzinfarkt nach einer Show in der Türkei im Juni 2016. Er war gerade aus dem Spital heimgekommen und schon aus der Band ausgestiegen. Er rief an und erzählte mir, welches Auto er sich als nächstes kaufen will. Er sagte: „Frame“ – er hat mich immer Frame genannt – „Ich sitz’ nackt auf dem Sofa und schau im Fernsehen Sport“. So war er, das war typisch er.

Der Verlag schreibt, dass Sie in Ihrer Autobiografie „schmerzlich ehrlich“ sind . . .

Blödsinn. Das ist ihre eine Werbe-Zeile. Ich war immer ehrlich. Ich geniere mich zwar für manches, was ich gemacht habe, aber das geht auch nicht weg, wenn ich darüber lüge.

 

Francis Rossi: „Ich würde hoffen, dass es diesmal anders klingt“

Wofür genieren Sie sich?

Drogen. Dass ich die Mutter meiner Tochter Bernadette so stehen ließ und für eine – na ja, sehr attraktive Frau aus Indien verlassen habe. Auf die Sauferei bin ich auch nicht stolz. Die hat mich zum Kokain gebracht. Wir Rocker hatten einen Freibrief, jeder Versuchung nachzugeben. Aber ich nenne das nicht Rock-’n’-Roll-Lebensstil, sondern Arschloch-Verhalten.

Aber Sie hatten Spaß dabei . . .

Ich weiß es nicht mehr. Aber ich nehme es schon an. Andererseits muss ich schon eine Abneigung gehabt haben, denn ich habe das sehr abrupt stoppen können. Ich war in Moskau und dachte, ich will nicht mehr saufen, und habe einfach so damit aufgehört. Ich habe den Geschmack von Alkohol nie gemocht und tu das immer noch nicht. Und ich mag keine Besoffenen. Dafür geniere ich mich am meisten: Im Suff auch so ein rücksichtloses Arschloch gewesen zu sein.

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