Wilde Mischung
Kürzlich wurde von PEN America eine Liste mit fast 700 Titeln veröffentlicht, die von den Behörden auch bestätigt wurde. Diese folgt jenem Gesetz in Florida, das seit vergangenem Juli Inhalte mit „sexuellem Verhalten“ aus den Schulen entfernen will. Auf der Liste steht eine wilde Mischung, unter anderem kann man die Bücher folgender Autoren nicht mehr entlehnen – nur ein kleiner Auszug: Isabel Allende, Maya Angelou, Raymond Chandler, J.M. Coetzee, Gustave Flaubert, Gabriel García Márquez, Thomas Hardy, Herman Hesse, Aldous Huxley, John Milton, Toni Morrison, Haruki Murakami, Marcel Proust, Philip Roth, Arundhati Roy.
Die Zensoren haben auch vor dem bekannt ausschweifenden Ovid nicht Halt gemacht, aber auch nicht vor ungefährlich anmutenden Bestseller-Autoren wie Nora Roberts und Nicholas Sparks. Sogar die BookTok-Heldin Colleen Hoover kommt zur zweifelhaften Ehre.
Gegenspielerin Pink
Bisher war es möglich gewesen, dass Lehrer diese Bücher in einer persönlichen Bibliothek bereitstellen. Schüler und Studentinnen konnten sie dann ausleihen. Damit ist nun Schluss. Floridas Orange County bricht damit den traurigen Rekord der meisten verbotenen Bücher, den hatte bisher Texas mit über 400 gehalten.
Schon seit geraumer Zeit wollen Elternverbände und konservative Politik Einfluss darauf nehmen, welche Bücher in US-Schulen gelesen werden. Ein Dorn im Auge sind ihnen vor allem Werke, die Rassismus oder queere Liebesbeziehungen thematisieren. Eine prominente Gegenspielerin der Entwicklung ist Popsängerin Pink. Bei ihren Konzerten werden Bücher, die auf der Bannliste stehen, gratis verteilt.
Romane über Holocaust
In Florida ist das nun zum Beispiel auch „The Bondwoman’s Narrative“ von Hannah Crafts, das als erster Roman einer afroamerikanischen Frau gilt. Das passt ins Bild der Kritik, dass hier in großem Stil Literatur von Schwarzen zum Schweigen gebracht werden soll. Die neue Liste sorgt aber auch für Aufregung, weil sie eine ganze Reihe Bücher über den Holocaust oder die Folgen der Schoa enthält. Jodi Picoults „Bis ans Ende der Geschichte“ betrifft das ebenso wie Bernhard Schlinks „Der Vorleser“ oder „Suite française“ von Irene Nemirovsky und „Sophies Entscheidung“ von William Styron.
Ganz so erfolgreich scheint die Maßnahme von Gouverneur Ron DeSantis und Co. aber doch nicht zu sein. Eine Studie hat Ende 2023 festgestellt, dass die Nachfrage nach „verbotenen“ Büchern in öffentlichen Bibliotheken zeitgleich mit ihrer Verbannung um 12 Prozent gestiegen ist.
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