Filmkritik zu "Zweigstelle": Wer gestorben ist, bitte warten

Luise Kinseher (re.) und Johanna Bittenbinder als lustige Bürodamen in der Abteilung Seelenweiterleitung: „Zweigstelle“.
Sollten Sie sich fragen, wie der Vorhof zur Ewigkeit aussehen könnte, finden Sie die Antwort hier: Wie ein Meldeamt in der deutschen Provinz. Denn die alte Volksweisheit „Von der Wiege bis zur Bahre – Formulare, Formulare“ stimmt auch noch im Jenseits. Einmal dort angekommen, verteilen sich die Seelen nicht einfach so zwischen Himmel, Hölle und dem „absoluten Nichts“ – jenem Ort, an den sich die, die an nichts geglaubt haben, verzwitschern. Nein, wer abnippelt, landet in einem labyrinthischen Büro – genauer gesagt: in Zweigstelle Süddeutschland III/2. Und dort muss er erst einmal eine Wartenummer ziehen.
So ergeht es einer Gruppe von Freunden – drei junge Frauen und ein Mann –, die mit ihrem Auto in einen Lastwagen krachen und sterben. Nachdem sie ihre Wartenummern gezogen und in weißer Unterwäsche durch Gänge und Kammerln geirrt sind, werden sie nach ihren Religionsbekenntnissen befragt; korrekte Seelenweiterleitung garantiert.
Bayerische Beamte
Regisseur Julius Grimm hat sich für sein sorgfältig muffig ausgestattetes Kinodebüt „Zweigstelle“ das Fach der skurril-schrägen Nachwelt-Komödie ausgesucht. Das ist insofern kein leichtes Unterfangen, als das Witzpotenzial rund um tödliche Autounfälle relativ beschränkt bleibt: Schließlich handelt es sich um vier junge Menschen, die tragisch verunglückten. Der bayerische Dialekt, den die lustigen Bürodamen in Gelb bei der Annahmestelle der frisch Verstorbenen sprechen, steigert das Humorniveau allerdings enorm. Auch die Schwierigkeiten der überforderten Beamten mit der „Digitalisation“ trägt zur Erheiterung bei; ganz zu schweigen von dem singenden Karpfen, der mit dem Killersong „Von den blauen Bergen kommen wir, kommen wir“ einem der Toten ein buddhistisches Bekenntnis abringen will. Und so sorgen die (bayerischen) Angestellten der Zweigstelle Süd vielleicht nicht gerade für viele Schenkelklopfer, aber doch für einige Schmunzler.
INFO: D 2025. 99 Min. Von Julius Grimm; mit Sarah Mahita, Rainer Bock, Luise Kinseher.
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