Komödienregisseur Michael „Bully“ Herbig („Der Schuh des Manitu“) hat daraus eine halblustige Mediensatire gedreht. In deutscher Starbesetzung: Der echte Juan Moreno darf sich freuen, denn er wird gut aussehend von Elyas M’Barek verkörpert, der im Film den Namen Romero trägt. Auch Claas Relotius ist als bleicher Lars Bogenius leicht wieder zu erkennen, verkniffen gespielt von Jonas Nay.
Elyas M’Barek als Romero ist Sympathieträger auf allen Ebenen: Wenn er zwischen zwei Arbeitsaufträgen kurz mal zu Hause aufschlägt, springen ihm vier Kinder und eine liebende Ehefrau an den Hals.
Der verstreberte Bogenius ist weit weniger liebenswürdig und lebt alleine. Die kranke Schwester, von der er seiner Umgebung vorjammert, hat er erfunden.
Gute Geschichten, belehrt der Spiegel-Ressortleiter seine Redaktion, bestehen aus klar erkennbaren Gegnern: Es gibt den Guten und den Bösen, wie im Western. Das mag das Publikum. Und damit das auch alle im Kino kapieren, blendet Herbig dazu ein Western-Duell ein.
Bogenius hält sich streng an diese Vorgabe: In seiner Geschichte über die Grenze zwischen Mexiko und den USA gibt es einen bösen US-Soldaten, der auf Flüchtlinge ballert; und eine arme Mexikanerin auf der Suche nach einem besseren Leben.
Allerdings verwendet Herbig das kritisierte Story-Stereotyp ganz genauso: Romero ist der Gute, Bogenius der Böse, Romero der ehrliche Fakten-Journalist, Bogenius der Fake-Storyteller.
Anstatt sich vielleicht auch zu überlegen, inwiefern hauseigene Strukturen die Fabrikation von Fiktion befördern; oder wieso es passieren konnte, dass die Fakten-Check-Abteilung lediglich überprüfte, ob Arizona in Amerika liegt, verlässt sich Herbig auf sachte Thrillerspannung (Kann Romero beweisen, dass Bogenius lügt?) und gefällige Buddy-Komik: Ösi-Import Michael Ostrowski darf als Sidekick von M’Barek humoristisches Flair einbringen. Und die hauptverantwortlichen Spiegel-Redakteure – immerhin lustig gespielt von Michael Maertens und Jörg Hartmann – bleiben, was sie sind: zwei Pappnasen unter sich.
INFO: D 2022. 93 Min. Von Michael „Bully“ Herbig. Mit Elyas M’Barek, Michael Ostrowski.
Kommentare