Filmkritik zu "Tarpaulins": Termiten und die Kunst

Auf der Suche nach der richtigen Farbe für die Schädlingsbekämpfung: "Tarpaulins"
Lisa Truttmann navigiert sich in ihrer feinen Doku "Tarpaulins" anhand von Termitenbekämpfung durch Los Angeles.

Sie sehen aus wie Zirkuszelte oder Hüpfburgen, sind aber keine: Bunte Planen (auf Englisch „Tarpaulins“) umkleiden kalifornische Holzhäuser, in deren Gebälk Termiten wüten. Hinter den farbenfrohen Fassaden gehen die Schädlingsbekämpfer ans Werk und vernichten die nagenden Ungeziefer mit giftigem Gas.

Die österreichische Filmemacherin Lisa Truttmann navigiert sich anhand der gestreiften Planen durch Los Angeles und erschließt sich dadurch neue Nachbarschaften. Gleichzeitig befragt sie auch die Methode des eigenen Filmemachens – sowohl auf visueller Ebene („Welche Planen haben die schönsten Farben?“) wie auch auf der Tonspur. Lakonisch-komische Off-Kommentare von Experten, Freunden und Freundinnen und der Filmemacherin selbst erläutern und diskutieren die Bilder und ihre Zusammensetzung in der Montage. „Wo sind die Menschen?“, will eine Stimme wissen. Eine andere sagt: „Du denkst wie eine Termite. Total chaotisch.“ Ein schöner Vergleich, der schon öfter Künstlern gegolten hat und den Truttmann zitiert aus einem berühmten Kunstaufsatz von Manny Farber, 1962.

INFO: Ö/ USA 2017. 78 Min. Von Lisa Truttmann. Mit Sonja Bertucci, Ben Neufeld, Behrouz Rae.

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