„Sehnsucht nach der Welt“ ist der erste Langspielfilm der schweizerisch-portugiesischen Regisseurin Jenna Hasse und schließt an deren Kurzfilmprojekte an. Bereits als Sechseinhalbjährige spielte Clarisse Moussa in Hasses Kurzfilm „En Août“ die Hauptrolle, nun kehrt sie als Teenagerin Margaux zurück. Ihr Gesicht trägt den Ausdruck steter Verwunderung, als würde ihr die Welt der Erwachsenen wie ein einziges Fragezeichen erscheinen.
Fernweh
Die Erzieher im Kinderheim sind nett und darum bemüht, den Kleinen einen sicheren Rahmen zu bieten. Doch sowohl Margaux als auch die rebellische Juliette suchen die Freiheit außerhalb festgesetzter Grenzen.
Besonders Margaux wird von einem unbestimmten Fernweh angetrieben. Unerlaubterweise durchstreift sie mit dem Kind die Ufer des Genfer Sees, wandert durch herrliche Wälder und lauscht dem Vogelgezwitscher. Sie treffen auf einen jungen Fischer namens Joël, der sich – so wie die beiden Mädchen – auf der (inneren) Durchreise befindet.
„Coming of Age“-Filme erzählen vom Prozess des Erwachsenwerdens, der Übergänge und der Identitätssuche. Jenna Hasse greift die üblichen Erzählmomente wie romantische Sehnsucht, Konflikt mit den Eltern, Rebellion und Außenseitertum auf. Dabei interessiert sie sich aber weniger für konkrete Handlungsverläufe, sondern setzt innere Gefühlszustände mit Natur und Landschaft in Verbindung.
Das Schwimmen im Genfer See bietet mehr Glück als der Pool, das Tanzen im Schlafzimmer mehr Verwegenheit als der Techno-Club. Das Kino wird zum exotischen Ort, wenn ein Stummfilm mit einer Wildkatze zu sehen ist.
Bei einer Bootsfahrt spielt der Wind mit den Haaren der jungen Mädchen. Das Rauschen der Blätter fühlt sich an wie eine Sensation. Es ist die Sehnsucht nach der Welt, die Jenna Hasse mit ihren zärtlichen Bildern stillt. seiSehnsucht nach der Welt.
CH 2023. 76 Min. Von Jenna Hasse. Mit Clarisse Moussa, Esin Demircan.
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