Filmkritik zu "Perfect Days": Auf dem Weg zur Arbeit mit den Songs von Lou Reed

Kōji Yakusho als Toilettenreiniger bekommt unerwartet Besuch 
Wim Wenders porträtiert einen japanischen Toilettenreiniger, der die Schönheit des Alltags und Popsongs aus den 60er- und 70er-Jahren liebt

Das Jahr 2023 gehört Wim Wenders. Gleich zwei Filme warf der deutsche Vorzeigeregisseur heuer auf den Markt: Einer war Großkünstler Anselm Kiefer gewidmet, der andere einem japanischen Kloputzer. Ursprünglich angedacht als Dokumentation, entwarf Wenders stattdessen das zartfühlende Porträt eines japanischen Minimalisten.

Hirayama arbeitet für „Tokyo Toilet“ und nimmt seinen Job überaus ernst. Mit dem Eifer eines Berufenen putzt er die öffentlichen Klos und kontrolliert mit dem Handspiegel, ob er Schmutzflecken übersehen hat. Auf dem Weg zur Arbeit im Auto legt er Kassetten ein und hört charismatische Popsongs von Otis Redding, Patti Smith – und Lou Reeds „Perfect Day“.

Wenders beobachtet seines einsamen Protagonisten mit dokumentarischer Einfachheit, aber in lyrischen Bildern. Kleine Erzählmomente schleichen sich ein und dramatisieren die Arbeitsroutinen von Hirayama, der die kleinen Wunder des Alltags genießt: Das Rauschen des Windes, das Spiel der Sonne in den Blättern. Man spürt, dass Wenders mit dem Blick eines älteren Mannes schaut, für den das Fortbestehen der Welt nicht mehr selbstverständlich ist. Jeder Sonnenaufgang ist ihm ein Ereignis, jeder Tag ein Geschenk.

Filmkritik zu "Perfect Days": Auf dem Weg zur Arbeit mit den Songs von Lou Reed

Hingebungsvoll bei der Arbeit:  Kōji Yakusho in "Perfect Days" von Wim Wenders

Die Kassetten mit ihren Pop-Stimmen aus den Sixties und Seventies tauchen wie eine Flaschenpost aus der Vergangenheit auf und rahmen die Gegenwart mit ihrer melancholischen Schönheit. „Lazin’ on a sunny afternoon“, singen The Kinks in Wim Wenders’ berührendstem Film seit Langem. 

INFO: JPN/D 2023. 123 Min. Von Wim Wenders. Mit Kōji Yakusho, Arisa Nakano.

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