Filmkritik zu "Leto": Liebe und Punk in Leningrad

Roman Bilyk als cooler Sänger Mike Naumenko der russischen Band "Zoopark"
Melancholischer Blick in Schwarzweiß auf die Punkszene im Leningrad der 80er Jahre von Putin-Gegner Kirill Serebrennikov.

Schon bei der Premiere seines Films in Cannes im Mai dieses Jahres konnte der russische Bühnen- und Filmregisseur Kirill Serebrennikov nicht persönlich anwesend sein: Er stand wegen angeblicher Veruntreuung unter Hausarrest. Daran hat sich bis heute nichts geändert, denn immer noch wird dem Putin-Kritiker der Prozess gemacht.

Umso leichtfüßiger fühlt sich Serebrennikovs Hommage an die Leningrader Rock- und Punkszene Anfang der 80er-Jahre an: „Leto“ („Sommer“) erzählt mit sanfter Melancholie und in weichem Schwarz-Weiß von der Gründung der russischen Rockband „ Kino“ als lose Dreiecksbeziehung eines „Summer of Love“.

Roman Bilyk (Sänger der russischen Band Animals) brilliert mit dunkler Sonnenbrille als Mike Naumenko, Sänger der Band „Zoopark“. Bei einer lässigen Strand-Party stellt sich ihm ein Fan namens Viktor Tsoi vor, der sich als Musik-Genie erweist und die Band „Kino“ gründet. Allerdings wird die Freundschaft der Männer belastet, da sich – etwas klischeehaft – Naumenkos Ehefrau in Viktor verliebt. Serebrennikov beschwört einen Zeitpunkt, in dem von kommerzieller Verwertbarkeit von Rockmusik nicht die Rede war und die Songs in den Wohnzimmern entstanden. Dazu eklektische Musik zwischen Russen-Rock, Lou Reed und Talking Heads.

INFO: RUS/F 2018. 126 Min. Von Kirill Serebrennikov. Mit Roman Bilyk, Teo Yoo, Irina Starshenbaum.

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