Filmkritik zu "Late Night“: Ein bisschen zu alt und zu weiß
Wenn sich die Einschaltquoten im Sinkflug befinden, ist guter Rat teuer. Vor allem dann, wenn man „ein bisschen alt“ und „ein bisschen weiß“ ist – so wie Star-Moderatorin Katherine Newburry, deren Late-Night-Show gerade den Bach hinuntergeht. Einst war die Britin mit 43 Emmy-Auszeichnungen ein gefeierter Medien-Star am US-Fernseh-Himmel. Als einzige Anchorwoman mit eigener Late-Night-Show, galt sie als witzig, bissig und furchtlos. Doch diese Glanzzeiten sind längst vorbei.
Mittlerweile hat die 56-jährige den Ruf der säuerlichen Alten, die Frauen hasst, nicht weiß, was Twitter ist und mit schlechter Laune YouTube-Stars vergrämt. Die Zuschauer sind am Wegbrechen. Und die Senderchefin hat längst beschlossen, die Show am Ende der Saison abzusetzen.
Late Night – Die Show ihres Lebens
Ein gefundenes Fressen für das komische Talent einer scharfzüngigen Emma Thompson, der man förmlich ansieht, wie genüsslich sie in der Rolle der Katherine Newburry herben Charme versprüht. Die indisch-amerikanische Comedian und Drehbuchautorin Mindy Kaling hat Thompson die Rolle auf den Leib geschrieben – und sich selbst eine kleinere Rolle als Molly verpasst.
Die bewirbt sich für das Autorenteam der „Late Night“-Show, wo ausschließlich weiße, vierzigjährige Männer als Gag-Schreiber werken. Molly selbst hat keine Berufserfahrung und zuvor in einem Chemiewerk gearbeitet („Als Chemikerin findet man für jedes Problem eine Lösung, haha“). Nun soll sie als nicht-weiße Frau Diversität in die Bude bringen und die erlahmte Show retten. Die verblüffte Herrenrunde begrüßt sie mit Häme und Herablassung („Ich wünschte, ich wär’ auch Migrantin, die jeden Job bekommt.“)
Katherine erweist sich ebenfalls alles andere als warmherzig. Die verbiesterte Chefin will sich keine Namen merken und hat ihre Mitarbeiter durchnummeriert. Molly ist Nummer acht und ihr erster Gag-Vorschlag für Katherine, der mit dem Satz endet: „Zum Glück bin ich in den Wechseljahren“, kommt bestenfalls durchwachsen an.
Buddy-Movie
Wie sich die beiden Frauen zusammenraufen, folgt den altbekannten und vorhersehbaren Regeln des Buddy-Movies; insofern punktet „Late Night“ weniger durch originellen Handlungsverlauf, als durch die freudigen Funken, die Emmy Thompson und Mindy Kaling im Komikerinnen-Duett schlagen. Themenkomplexe wie Quotenregelungen, #MeToo und Diversität am Arbeitsplatz werden – manchmal etwas unfokussiert – mit leichter Hand gestreift und einem Hauch Romantik verblümt.
Zum Schluss kennt Katherine Newburry sogar die Namen ihrer Mitarbeiter und – Mitarbeiterinnen(!).
Gar so lieb hätte es auch nicht enden müssen.
Text: Alexandra Seibel
INFO: USA 2019. 102 Minuten. Von Nisha Ganatra. Mit Emma Thompson, Mindy Kaling.
"Little Monsters“: Schulausflug endet im Zombie-Gemetzel
Möglicherweise werden sich die Zuschauer nach Konsum dieses Films am liebsten nur mehr vegan ernähren. Denn in der schwarzhumorigen Zombie-Komödie geht es um den Verzehr von Innereien – vorzugsweise jener von Menschen.
Der Film erzählt von einem Schulausflug in einen Vergnügungspark, der sich ausgerechnet neben einer militärischen Testeinrichtung befindet. Dave, ein charmanter Taugenichts, ist gerade seine Freundin losgeworden und übernachtet bei seiner Schwester. Nachdem er das fragwürdige Vokabular seines jungen Neffen gehörig erweitert hat, begleitet er ihn auf den Schulausflug. Vor allem deshalb, weil sein Auge auf die begleitende Lehrerin, Miss Caroline, gefallen ist. Eine hinreißende junge Dame, die Taylor Swift singt und sich dazu auf ihrer Ukulele begleitet.
Was, bzw. wen Dave nicht vorausgesehen hat, war Teddy McGiggle, eine widerliche „Kultfigur“ aus dem Kinder-Fernsehprogramm, die als Attraktion dieses Ausflugs gedacht ist.
Was Dave noch weniger erwartet hat, ist eine Zombie-Invasion, die losbricht, nachdem ein Experiment in der benachbarten Militärbasis schiefgegangen ist. Dave, Miss Caroline und Teddy müssen nun ein Team bilden, um sich und den Schülern die beißwütigen und hungrigen Monster vom Leib und von den Eingeweiden fernzuhalten. Die sichtlich von George A. Romero und Peter Jackson inspirierte Horrorkomödie ist kein Meisterwerk, aber ganz vergnüglich – vorausgesetzt, man mag Filme „medium“, also innen blutig.
Text: Gabriele Flossmann
INFO: USA/GB/AUS 2019. Mit Lupita Nyong’o, Josh Gad, Stephen Peacoke, K. Stewart.
"Angel Has Fallen": Vater-Sohn-Beziehung im Kugelhagel
Irgendwann kann auch Gerard Butler nicht mehr. Als Mike Banning, persönlicher Geheimdienst-Bodyguard des amerikanischen Präsidenten, hat er ein paar Schläge zu viel auf den Schädel bekommen. Schwindelanfälle und Schlaflosigkeit sind die Folgen, und Banning nimmt Schmerztabletten wie andere Leute Vitaminpillen. Langsam muss er sich überlegen, ob ein Schreibtischjob nicht besser für ihn geeignet wäre.
Angel Has Fallen
Doch dann erfolgt ein Attentat auf den Präsidenten persönlich (huldvoll: Morgan Freeman), das Banning in die Schuhe geschoben wird. Er muss untertauchen und seine Unschuld beweisen.
Die dritte Folge des „Fallen“-Franchise kommt mit der üblich hohen Schlagzahl an Toten im Maschinengewehr-Gewitter daher, wird aber überraschend unterhaltsam, als plötzlich ein zotteliger Nick Nolte als Bannings Vater auftaucht: Er bringt komödiantische Lichtmomente in den dicht gestrickten Action-Dschungel.
Text: Alexandra Seibel
INFO: USA 2019. 121 Min. Von Ric Roman Waugh. Mit Gerard Butler, Danny Huston.
"Playmobil: Der Film“: In blauen Badeschlapfen durch das alte Rom
Nicht nur Lego-Steinchen, auch Playmobil-Männchen wollen Actionhelden sein. An das vergnügliche Niveau des Lego-Abenteuerfilms kommt Playmobil bei Weitem nicht heran. Aber ein bisschen Spaß muss schon ein.
Zwei verwaiste Geschwister – große Schwester, kleiner Bruder – geraten zufällig in die Playmobil-Welt und verwandeln sich in kleine Püppchen. Das Gehen mit steifen Beinen will erst gelernt sein. Dann eröffnen sich zeitgleich historische Themenwelten mit alten Römern, bärtigen Wikingern und eitlen James-Bond-Spionen. In bunten Plastikfarben und blauen Badeschlapfen stolpern die Playmobil-Männchen und -Weibchen durch diverse Abenteuer, wenn sie nicht gerade mit Gesangseinlagen beschäftigt sind. Überschaubare Unterhaltung.
Text: Alexandra Seibel
INFO: Playmobil: Der Film. F/USA 2019. 99 Min. Von Lino DiSalvo. Mit Anya Taylor-Joy, Gabriel Bateman.
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