Mit unerbittlicher Präzision rekapituliert Scorsese die herzzerreißende Geschichte von den Verbrechen an dem indigenen Volk der Osage: Die US-Regierung hatte dem Stamm ein karges Stück Land in Oklahoma als Reservat zugewiesen, das für wertlos erachtet wurde. In den 1920er-Jahren wurde allerdings Öl gefunden und machte die dort ansässigen Ureinwohner über Nacht steinreich. Weiße Siedler, angetrieben von der Gier nach Geld, wollen die Ölbohrrechte an sich reißen und schrecken vor Totschlag nicht zurück. Eine unglaubliche Mordserie unter den Stammesangehörigen beginnt, die lange Zeit ungelöst bleibt.
Der einflussreiche weiße Rinderbaron Bill Hale – fies gespielt von Robert De Niro mit typisch hängenden Mundwinkeln – fungiert als Drahtzieher. Verschlagen sorgt er dafür, dass sein Neffe Ernest – ein verkniffener Leonardo DiCaprio – Mollie, eine Stammesangehörige der Osage, heiratet. Mollie – eindrucksvoll verkörpert von Lily Gladstone, einer Schauspielerin mit indigenen Wurzeln – verliebt sich in Ernest. Wider besseren Wissens.
Seltsame Krankheiten
Denn Mollies Schwestern, ebenfalls die Frauen weißer Männer, sterben alle eines unnatürlichen Todes und werden ihrer Erbrechte beraubt. Und auch Mollie fühlt sich bald seltsam elend ...
In epochaler Breite und mit viel Ausstattungsaufwand entwirft Scorsese ein bislang unerzähltes Kapitel tödlicher Gewalt- und Heiratspolitik. Dem zum Manierismus neigenden Zusammenspiel zwischen De Niro und DiCaprio, das ins Satirische abzudriften droht, räumt er allzu viel Platz ein, findet innerhalb des großen Erzählbogens aber letztlich doch die nötige emotionale Schwerkraft.
INFO: USA 2023. 206 Min. Von Martin Scorsese. Mit Robert De Niro, Leonardo DiCaprio.
Kommentare