Filmkritik zu "Joy Ride - The Trip": Wilde Trinkspiele, starkes Triebleben

Schere, Stein, Papier: Wer verliert, bekommt eine Watsche im turbulenten „Joy Ride – The Trip“
In so rabiaten Komödien wie den „Hangover“-Filmen waren Sex und Saufen noch reine Männersache. Doch derber Humor ist längst nicht mehr (weißen) Burschen vorbehalten. Mittlerweile rufen auch weiße Frauen alkoholstark „Brautalarm“ – und Schwarze Ladys gehen in Partylaune auf „Girls Trip“. Im Regiedebüt von Adele Lim, Co-Autorin des Boxoffice-Hits „Crazy Rich“, unternehmen nun vier asiatische Freundinnen einen „Joy Ride“.
Schon lange erfreut sich die amerikanische Komödie unterhalb der Gürtellinie einer deftigen Kinotradition, blieb aber in den letzten Jahren eher auf Pausetaste gedrückt. Mit Jennifer Lawrence in „No Hard Feelings“ kündigte sich eine Art Rückkehr der Sex-Comedy an; und auch „Joy Ride – The Trip“ nimmt sich kein Blatt vor den Mund. Wer ein Problem damit hat, dass eine junge Frau mehrere Säckchen Kokain in ihrem Hintern versteckt und – nachdem eines davon zufällig aufplatzt – in einen Sexrausch verfällt, befindet sich an der falschen Adresse. Nicht umsonst haben die „Superbad“-Brachial-Comedians Seth Rogen und Evan Goldberg den Film produziert. In den US-Kinos dürfen ihn Jugendliche unter 17 gar nicht erst sehen. Endlich Humor für Erwachsene.
„Joy Ride“ ist frech, frivol, bestens gelaunt und voller (Insider-)Witze, die sich am Culture-Clash zwischen „weiß“ und „asiatisch“ entzünden. Alle vier Freundinnen sind Amerikanerinnen mit asiatischen Wurzeln und stehen in unterschiedlich engem Verhältnis zum „Mutterland“ China. Während die einen dort regelmäßig ihre Großfamilie besuchen, können die anderen kaum ein Wort Chinesisch.
Audrey, zum Beispiel.
Sie ist die brav angepasste Adoptivtochter eines weißen US-Paares und klettert gezielt die Karriereleiter in einer Anwaltskanzlei hinauf. Als es um einen Deal mit einem Partner in China gibt, wird sie zu Verhandlungszwecken hingeschickt.
Sexpositiv
Audrey nimmt als Dolmetscherin ihre beste Freundin Lolo – eine sexpositive Künstlerin – mit auf die Reise, die wiederum ihre schräge Cousine Deadeye im Schlepptau hat. Zuletzt gesellt sich noch Audreys ehemalige College-Freundin mit stark ausgeprägtem Triebleben hinzu.

Gestrandet im Niemandsland: "Joy Ride - The Trip"
Die Geschäftsreise gerät schnell aus allen Fugen. Das Trinkgelage mit dem chinesischen Firmenchef eskaliert in einem Watschen-Contest, die Shots mit den Tausendjährigen Eiern, die Audrey trinken muss, kann sie leider nicht im Magen behalten.
Bei der spontanen Suche nach ihrer biologischen Mutter muss Audrey schließlich mit ihren Freundinnen quer durch China reisen, eine Menge Alkohol und Drogen konsumieren und ihr Sexleben (zu dritt) aufpeppen.
Dank forcierter Drehbuchwendungen trägt „Joy Ride“ auch eine Träne im Knopfloch. Gefühlvolle Augenblicke zum Thema Identität und Freundschaft sorgen für rührende Verschnaufpausen in einem durchgehend hochtourigen Roadtrip.
INFO: USA/GB 2023. 95 Min. Von Adele Lim. Mit Ashley Park, Sherry Cola, Stephanie Hsu.
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